Es gibt nichts, in der indischen Mythologie mindestens, das ewig Schlechte und das ewig Gute. Und viele Jahre kämpfen Menschen gegen das Schlechte in sich. „Es gibt Gutes in mir und es gibt Schlechtes in mir.“ Wenn man jetzt probiert, das Schlechte zu bekämpfen, Was passiert? Wer wird gewinnen? Unsicher. Es gibt einen Buchtitel, der sagt: „Wahrhaft siegt, wer gar nicht kämpft.“ Was nicht heißt, dass man sich nicht bemüht, aber die Bekämpfung des Schlechten ist oft schlimmer als das Schlechte vorher. Im Grunde genommen können wir sagen, alles, was in uns drin ist, hat irgendwo eine gute Intension. Wir könnten es vom Bhakti Yoga sagen, es gibt eine berühmte Schrift, Devi Mahatmyam, die zählt alle möglichen menschlichen Eigenschaften auf und sagt, das stammt alles von Gott. Und da ist Schönheit, Großzügigkeit, Liebe und Wissen und Erkenntnis, aber auch Ärger und Täuschung und Verblendung und Gier und Eifersucht und auch das alles. Jetzt vom Evolutionsbiologischen wird gesagt, jede Eigenschaft, die wir haben, hat in irgendeinem Kontext mal Sinn gemacht, sei es, in diesem Leben, sei es, in einem früheren Leben, sei es, von uns selbst, sei es, vor zwanzigtausend Jahren in der Steinzeit. Und das gilt es, anzuerkennen. Statt z.B. seinen Ärger zu bekämpfen und zu sagen, „schlimm, dass ich ärgerlich bin“, was man in manchen spirituellen Traditionen auch machen kann, stattdessen kann man erkennen: „Was steckt hinter dem Ärger?“ Und erst mal, ist Ärger grundsätzlich schlecht? Nein. Angenommen, Menschen ärgern sich nicht über himmelschreiendes Unrecht, dann wären wir heute noch weiter unter Monarchien, die menschenverachtend sind. Aber weil Menschen gesagt haben, „so geht es nicht“, haben sie sich kollektiv geärgert und haben dann irgendwann eine Demokratie geschaffen. Oder Ärger in einem anderen Kontext, jetzt evolutionsbiologisch her. Angenommen, jemand sammelt Beeren und andere nehmen sie alle weg. Und jetzt angenommen, der ist jetzt so ganz freundlich, dann wird man annehmen, seine Gene werden nicht weitergegeben. Derjenige, der sich geärgert hat und sich dagegen gewehrt hat, dessen Gene sind weitergegeben worden. Glücklicherweise funktioniert es nicht immer so, sondern manchmal, sehr uneigennützige Menschen wollen dann anderen umso mehr helfen. Trotzdem, Ärger kann in vielerlei Hinsicht einen Sinn haben.
- Fortsetzung folgt jeweils 7 Tage darauf –
Dies ist eine Niederschrift eines Vortrags mit Sukadev Bretz im Rahmen einer Yoga Seminars bei Yoga Vidya zum Thema Vertrauen . Vertrauen hilft, Angst zu überwinden. Vertrauen hilft, Mut zu fassen.
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