Menschen haben manchmal sehr verquere und überhaupt nicht geeignete Techniken dafür, aber man kann von der Hypothese mal ausgehen und wird irgendwo feststellen, man könnte das so sehen und es macht einiges verständlicher als andere Hypothesen. Ein klassisches Beispiel: Angenommen, Mann geht zur Arbeit und Frau kümmert sich um die Kinder. Und Mann will seine Liebe ausdrücken, indem er viel arbeitet, um viel Geld nach Hause zu bringen. Wenn man ihn fragen würde: „Was ist das Wichtigste in deinem Leben?“ Selbstverständlich Frau und Kinder. Ich hatte einen Vater gehabt, der hat siebzig Stunden Woche gehabt als eine Normalwoche. Wenn man ihn gefragt hat: „Was ist das Wichtigste in deinem Leben?“ Natürlich die Familie. Erst die Familie, die Firma kam danach. Wo hat er mehr Zeit verbracht? In der Firma. Warum? Nur für die Familie. Umgekehrt passiert es dann manchmal, dass Frauen dann denken: „Er mag mich nicht und er mag die Firma mehr als mich.“ Gut, bei meiner Mutter war das nicht der Fall, sie war auch aus einer Unternehmerfamilie, von daher konnte sie das alles verstehen. Aber es gibt andere, bei denen wäre es dann anders. Und dort, Frau macht Mann Vorwürfe. Mann sieht sich undankbar behandelt, aber Frau macht es aus Liebe zum Mann. Es könnte auch umgekehrt Sein. Und es wäre schön, wenn langfristig das Beispiel auch häufiger anders herum funktionieren könnte, aber ich glaube, es ist nicht unbedingt so. Also, das ist jetzt in dieser Sache. Man kann öfters schauen und durchaus davon ausgehen, der andere macht vieles aus Liebe – natürlich nicht nur zu einem selbst – aber auch, um andere um Liebe zu bitten. Und vieles machen Menschen auch, um ihren Vater irgendwo die Liebe zu zeigen. Irgendwo habe ich mal gelesen, ein großer Teil von dem, was Menschen machen, ist daraus inspiriert, dass sie ihren Vater dazu bringen wollen, irgendwann zu sagen: „Kind, das hast du richtig gemacht, ich bin stolz auf dich.“ Dafür machen manche Menschen sehr Verqueres. Manchmal ist der Vater schon längst tot, sie machen das weiterhin. Oder auch ein Chef, der alles Mögliche macht, macht es vielleicht einfach, um ein bisschen Liebe zu bekommen. Er treibt alle von sich weg, aber eigentlich will er das und manchmal will er Liebe geben. Ihr könnt so ein bisschen vielleicht auch schon auf der Rückfahrt von dem Workshop heute Abend das überlegen oder wenn ihr morgen jemandem begegnet. Einfach mal so mit der Hypothese, der Mensch will Liebe geben, Liebe empfangen. Es muss ja nicht unbedingt gegenüber einem Selbst sein, sondern gegenüber irgendjemand anderem.
- Fortsetzung folgt jeweils 7 Tage darauf –
Dies ist eine Niederschrift eines Vortrags mit Sukadev Bretz im Rahmen einer Yoga Seminars bei Yoga Vidya zum Thema Vertrauen . Vertrauen hilft, Angst zu überwinden. Vertrauen hilft, Mut zu fassen.
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