Rama antwortete, nachdem er jetzt schon wochenlang kaum ein Wort gesagt hatte. Es sprudelte plötzlich aus ihm heraus: “ Oh, Lehrer, ich bin monatelang durch das Königreich gegangen und habe erkannt, wie viel Leiden es auf dieser Welt gibt. Menschen werden geboren, … schreiend! Kein Baby kommt lächelnd auf die Welt und die Mutter leidet um so mehr. Babys schreien. Sie haben nur eine Weise ihre Wünsche zu kommunizieren und zwar durch schreien. Nur die Eltern denken immer, dass sie die Wünsche der Babys tatsächlich immer verstehen. Wenn das Baby zum Kleinkind wird, hat das Kleinkind nur einen Wunsch: groß zu werden. Nur die Erwachsenen denken, dass das Leben eines Kindes so schön ist. Das Kind hat nur den einen Wunsch: groß und stark zu werden um nicht mehr so abhängig zu sein. Als Jugendlicher spielen die Emotionen verrückt. (Heute würde man sagen, die Hormone.) Dann wird der Mensch zum Erwachsenen. Er muss sich um den Lebensunterhalt und um die Kinder kümmern. Schließlich kommt das Alter, Krankheit und Tod. Oh Vasishta! Oh Vishwamitra! Ich soll jetzt dieses Königreich regieren im vollen Wissen, dass die Menschen, für die ich da sein sollte, von Geburt bis Tod nur leiden. Das Leben ist gänzlich unsicher. Ich habe Menschen gesehen, die Mitte Zwanzig waren, drei Kinder hatten, eine Krankheit bekommen haben, gestorben sind und kleine Kinder zurückgelassen haben. Mutter tot, Vater tot, Kinder, … was passiert mit ihnen? Ich habe Mütter gesehen, deren Kind mit zwei Jahren gestorben ist und die noch Jahre später vor lauter Schmerz verzerrt halb verrückt durch die Welt gelaufen sind. Ich habe Menschen gesehen, die Unfälle hatten und seitdem in Schmerzen leben. Die Menschen auf dem Land denken, dass die Menschen in der Stadt glücklich sind. Die Menschen in der Stadt denken, dass die Menschen auf dem Land glücklich sind. Die Kinder denken, die Eltern sind glücklich. Die Eltern denken, die Kinder sind glücklich. Die ganz armen denke, dass die Bauern glücklich sind. Die Bauern denken, dass die Kaufleute glücklich sind. Die Kaufleute denken, dass die Adligen glücklich sind und die denken, dass der König glücklich sei und … oh Vishwamitra, ich weiß, mein Vater ist nicht glücklich! So weiß ich nicht, was ist Glück? … alles, was einen Anfang hat auch ein Ende. Das, was man besitzt, wird man verlieren. Wünsche sind nicht wirklich die Quelle von Glück. Ich habe erkannt, wenn Menschen Wünsche haben, viele dieser Wünsche können nicht erfüllt werden: … der Mensch ist unglücklich. Manche Wünsche können erfüllt werden: … dann hat der Mensch Angst, dass das Objekt der Wünsche verschwindet. Und manche Wünsche werden erfüllt und bleiben. Ich habe festgestellt: … dann sind die Menschen am unglücklichsten weil die Wünsch sie dann doch nicht so glücklich machen, wie sie es sich erhofft hatten. Oh Vasishta! Oh Vishwamitra! Wie könnte ich glücklich sein in dieser Welt?“
Damit war jetzt die Anamnese zu Ende und Vishwamitra wandte sich jetzt an Dasharatha und sagte: „Oh Dasharatha, dein Sohn ist nicht krank. Ihm fehlt nichts. Weder ist er körperlich krank noch hat er psychische Probleme. Dein Sohn ist auf der ersten der Bhumikas, auf Subheccha. In ihm ist Vairagya erwacht.“
– Fortsetzung folgt –
Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.