Zunächst mal im Strauß von Möglichkeiten. „Es könnte sein, dass ich lernen kann, loszulassen und geduldig zu Sein. Es könnte sein, dass ich lernen kann, mit Ohnmacht umzugehen. Es könnte sein, dass ich lerne, festzustellen, Was ich bisher getan habe, war nicht übermäßig effektiv, dass ich die Demut habe, es anders zu machen. Es könnte sein, dass ich lerne, einfach bei mir zu bleiben und nur das zu machen, was jetzt unmittelbar ansteht und was die anderen dabei machen, ist auch egal, dass ich aufhöre, ein Überkümmerer zu sein.“ Das sind verschiedene Lernmöglichkeiten. Die Schwierigkeit ist jetzt natürlich: „Woher weiß ich, was ich zu lernen habe?“ Da kommt gleich dann nochmal eine andere Art von Vertrauen dabei heraus. Aber zunächst mal können wir fragen: „Was kann ich in der Situation lernen?“ Und dann werden wir überlegen: „Was kann ich lernen?“ Dann ist die nächste Frage auch: „Was ist jetzt die Aufgabe, die ich zu tun habe?“ Das hängt eng zusammen damit. Und dann kann man noch überlegen: „Und welche Fähigkeiten habe ich entweder oder sollte ich dabei entwickeln?“ Und in unterschiedlichen Situationen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie man sie lösen kann. Ich gebe so ein Beispiel. Als ich das erste Mal einen Ashram geleitet hatte, dort wusste ich erst mal nicht genau: „Wie leite ich überhaupt einen Ashram?“ Zentren hatte ich lange geleitet, da wusste ich, wie es geht. Wie geht es jetzt mit einem Ashram? Größere Teams, größere Schwierigkeiten, man ist nicht mehr so eng zusammen und verbringt nicht fast die ganze Zeit irgendwo zusammen und es ist irgendwo anders, Leute sind irgendwo diffuser und dann habe ich überlegt: „Was soll ich da jetzt machen? Wie soll das funktionieren?“ Vor allem, es hat dann eine Weile nicht so richtig funktioniert. Und dann habe ich einen weisen alten Swami gefragt und habe gesagt: „Was soll ich dort machen?“ Der hat mir dann so in etwa gesagt: „Deine Aufgabe ist, mit allen Menschen zu reden und zu sprechen. Du solltest eigentlich nichts tun, geh einfach raus und sprich mit jedem etwas und dann gehe zum nächsten und sprich mit dem. Du solltest jeden Tag mit jedem Menschen so eine Viertelstunde sprechen. So leitet man einen Ashram.“ Gut, es war ein altehrwürdiger Swami, habe ich gedacht: „Ja, so muss es dann sein.“ Und es war eine gute Erfahrung gewesen, das habe ich dann tatsächlich einige Tage, sogar ein paar Wochen gemacht, und danach hat es mich gegraust, mein Zimmer zu verlassen. Noch einmal mit irgendeinem Menschen zu sprechen, und ich explodiere. Dann habe ich gedacht: „So kann es ja auch nicht Sein.“ Es war gut, dass ich es mal so ausprobiert hatte, so wie es für diesen altehrwürdigen Swami genau das Richtige war, aber so bin ich halt nicht. Ich bin nicht der joviale, kontaktfreudige Mensch, dem nichts mehr Spaß macht als mit jedem jeden Tag zu sprechen und einfach so ein Pläuschchen zu halten und so aus dem Stehgreif irgendwo zu inspirieren und dann ansonsten nichts zu machen und am Ende des Tages sagen: „Was habe ich heute eigentlich gemacht außer geredet?“
- Fortsetzung folgt jeweils 7 Tage darauf –
Dies ist eine Niederschrift eines Vortrags mit Sukadev Bretz im Rahmen einer Yoga Seminars bei Yoga Vidya zum Thema Vertrauen . Vertrauen hilft, Angst zu überwinden. Vertrauen hilft, Mut zu fassen.
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