Man kann jetzt auch nicht sagen, sie entscheiden das jetzt so, „ja, ich will jetzt gerade mal …“, sondern sie merken, ihr Karma geht zu Ende. Und dann können sie vielleicht noch sagen: „Ja, ich will noch ein bisschen mehr Karma aus einem etwaigen nächsten Leben hier reinbringen.“ Oder sie können sagen: „Ich will das Karma schneller abarbeiten.“ In diesem Sinne, sie bestimmen es, aber jetzt nicht ganz willkürlich. Das Karma bleibt dort berücksichtigt. Also, egal, was wir mit dem Körper anstellen, irgendwann geht er zu Ende. Und manche von euch, die vielleicht vor zwanzig Jahren mit Yoga angefangen haben und intensiv geübt haben und jetzt vielleicht in den Vierzigern oder Fünfzigern sind, werden durchaus feststellen, dass wahrscheinlich doch nicht das Gleiche geht wie vor fünfzehn Jahren. Die ersten fünf Jahre macht man Fortschritte, wenn man intensiv übt, dann hält man noch fünf bis zehn Jahre die gleiche Flexibilität, wenn man weiter intensiv übt, und danach, wenn man weiter genauso intensiv übt, wird man langsam feststellen, geht auch nicht mehr so viel. Und der Körper wird auch irgendwann die ein oder anderen Wehwehchen entwickeln. Und manchmal auch nicht nur Wehwehchen, sondern auch etwas anderes. Gut, und so gilt es letztlich, irgendwann den Körper zu verlassen.“ Also, ich meine jetzt aber nicht, dass wir jetzt gleich sterben müssen dafür, sondern den Körper zu transzendieren, im Bewusstsein: „Ich bin nicht der Körper.“ Es gibt ja auch Yogarichtungen, die manchmal sagen, das Hatha Yoga ist nicht so gut, weil, man beschäftigt sich zu sehr mit seinem Körper. Da sage ich gerne, wenn man jung ist, klingt das gut, wenn man älter wird, wird es umgekehrt. Die Nicht-Hatha-Yogis kümmern sich im Alter sehr viel mehr um ihren Körper als die Hatha-Yogis. Dann ist man gezwungen dazu. Und noch dazu kommt aber auch, Hatha Yoga ist eben nicht nur ausgerichtet, harmonischer mit dem Körper zu sein, nicht nur ausgerichtet, seine Fähigkeiten zu entwickeln und zu reinigen und damit letztlich auch zu einem fähigen Instrument zu werden von mehr Prana, das in die Welt kommt, sondern Hatha Yoga Übungen sind natürlich auch darauf ausgerichtet, dass wir Körperbewusstsein auch verlieren. Und das passiert ja auch manchmal in der Tiefenentspannung. Ich habe sogar Teilnehmer gehabt, denen ist es in der allerersten Stunde passiert, dass sie in der Tiefenentspannung ihren Körper nicht mehr gespürt hatten und plötzlich so ein ozeanisches Glücksgefühl und Verbundenheitsgefühl hatten. Das dauerte eine gewisse Weile, bis sie plötzlich Angst gekriegt haben, im Sinne von: „Wer bin ich? Wo bin ich? Was passiert? Werde ich verrückt usw.?“ Da hat man diese tolle Erfahrung und nur weil es in die bisherige Weltanschauung nicht hineinpasst, ist dann erst mal problematisch, aber wenn man das Glück hat, sprechen die Leute dann mit einem, dann braucht es ja nur ein paar Sätze und dann sind die Menschen auch wieder beruhigt, denn sie beruhigen sich über das, was ich als eher unangenehme Nachricht sage, es ist jetzt nur vorübergehend, man kommt schnell genug von selbst wieder zurück und es wird nicht so leicht sein, diese Erfahrung regelmäßig zu wiederholen. Ich empfinde das eher als bedauerlich, aber es beruhig die Menschen ungemein. Und es wird im Gegenteil ihnen auch Energie geben für den Alltag und nicht die Menschen alltagsunfähig machen.
– Fortsetzung folgt –
Dies ist die 9. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Augsburg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken