Eine Pilgerreise nach Rishikesh

Kind in RishikeshDie Beatles als legendäre Rockgruppe wurde von der heiligen Stadt Rishikesh inspiriert. Wen lernt man dort kennen ? Welche Erkenntnisse bekommt der Pilger für den Lebensweg ? Auf jeden Fall rauscht die heilige Ganges am Fuße des Himalaya, die von vielen Indern geliebt und in täglichen Ritualen verehrt wird. Die Reinheit liegt in der Luft, obwohl die Hitze Staub aufwirbelt. Die Klänge der vedischen Hymnen besänftigen in der Abenddämmerung den Geist, während Kinder am Ufer der Ganges Blumen verkaufen. Sie tragen zum Unterhalt der Familie bei. Viele Eindrücke, entfernt von deutschen Gewohnheiten.

Sogenannte Sadhus -entsagende Heilige) weilen unter Feigenbäume. Der Feigenbaum wird in fast allen heiligen Schriften beschrieben, in der Bibel, als auch in der Bhagavad Gita, der Essenz der Upanishaden. Die wahre Realität erkennen gilt als Entwurzelung des Feigenbaums, der Entsagung des weltlichen Lebens und Loslösung vom Samsara.

In der Nähe des Ganges wurden viele Ashrams erbaut, die inhaltlich deutschen Klöstern ähneln. Ein Bad in der Ganges reinigt Körper und Seele, jedenfalls für Inder in Hingabe.

In einem trockengelegenen Flussbett fühlen sich verarmte Inder wohl. Ihre Hütten bieten Schutz, eine kleine Kochstelle und ein Bett füllen den Raum. Den Kindern biete ich Früchte an. Äußerlich gleicht die Siedlung einem Slum, die Menschen wirken jedoch zufrieden.

Sie führen ein einfaches Leben, fast ohne Bildung. Mir kommt der Impuls Kontakte zu knüpfen, um das Wesen dieser Menschen zu erfahren und Spendenaktionen zu initiieren. Ich werde freundlich von einer jungen Familie eingeladen. Sie wirken zufrieden. Ein kleines Kind erhellt das Gemüt der jungen Eltern, die unter einfachen äußeren Bedingungen den Alltag bestreiten. Das Kind hat kaum Chancen ohne Unterstützung einen Bildungsweg einzuschlagen. Brahma-Vidya e.V.(www.brahmavidya.de) nimmt Spendengelder entgegen, die kranken und verarmten Menschen zugute kommen. BE GOOD – DO GOOD.

Ein Streifzug durch die Stadt bringt mich zu Public Schools. Die Principels empfangen mich mit einem liebevollen Entgegenkommen und weihen mich in den indischen Schulalltag ein. Mir wird als deutsche Yogalehrerin Vertrauen entgegen gebracht, in beiden Schulen praktiziere ich mit den Kindern Yoga und erlebe die Lebendigkeit der indischen Seelen. Die Schulleiter sind an Partnerschaften mit deutschen Schulen und einer Vertiefung des Yoga-Knowhows interessiert, ein Austausch von Kulturen bis hin zur globalisierten Bildung. (Adressen erfragen unter: www.erkenntnis-durch-yoga.de)

Viele Eindrücke, die mich nachhaltig prägen. Der Morgensatsang, der Start in den Tag mit Swamis und der Tagesausklang im Sivananda Ashram bleiben besondere Erfahrungen. rishikesh2

Grade der spirituellen Wege

Sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Wege.

Auch wenn es viele Wege nach Rom gibt – wenn man jetzt Rom als Symbol für Erleuchtung bezeichnet – führen nicht alle Wege nach Rom. Mindestens nicht kurzfristig. Langfristig ja, weil wir uns so lange inkarnieren, bis wir die Selbstverwirklichung erreichen; es ist gar nicht möglich, die Selbstverwirklichung nicht zu erreichen. Aber es gibt eben Wege, die dorthin führen und andere nicht.

Und da gibt es sattwige, rajasige und tamasige Wege.

Die tamasigen, das hatte ich schon heute morgen erwähnt, sind zerstörerisch, gewaltsam, fanatisch oder auch selbstzerstörerisch. In unregelmäßigen Abständen, alle paar Jahre, gibt es irgendeine Sekte, die ihre Anhänger zu kollektivem Selbstmord aufrufen. Oder die Kinder missbrauchen. Oder Teufelsanbeterei. Das sind zwar meistens nur maskierter Sado-Masochismus oder Kindermissbrauch in Masken, eigentlich hat das mit Religion wenig zu tun, aber es gibt aber auch echte Sadanismuskulte, die meinen, sich mit einer höheren Kraft zu verbinden.

Und dann gibt es natürlich auch noch rajasige Sachen, die denken, sie sind die einzigen oder die schnellsten oder die besten. Hier vielleicht noch eine kleine Einschränkung. In der heutigen Gesellschaft haben viele Suchende eine Vata-Störung. Die Ayurveda-Kenner wissen, wovon ich spreche. Das, was ich vorher als Guru Hopping bezeichnet hatte: Also Menschen wollen sich nirgendswo festlegen, oder hundert Dinge gleichzeitig oder hintereinander machen, aber niemals tief. Und so wollen viele Meister ihre Schüler etwas mehr inspirieren, indem sie sagen, dass ihr Weg ganz besonders gut ist. Und wenn man ihnen in ihren Vorträgen dann mal zuhört, da gibt es manche Meister, da würde man denken, die sind schon etwas rajasig und eingebildet. Aber da muss man schauen, stimmt das auch im Alltag? Wie gehen sie um mit anderen Meistern?

Ich werde nie vergessen, ich war mal in einem indischen Ashram. Dort kam der Lehrer rein, und so richtig indisch, alle haben sich vor ihm verbeugt, und er wurde dort sehr verehrt. Mir wurde da etwas mulmig dabei. In der Sivananda Tradition ist das erheblich weniger. Auch wenn es manchmal Videos gibt, wo Swami Sivananda sehr verehrt wird. Aber im Ashram haben sie mir gesagt, das war nur mal als Ausnahme an Guru Purnima oder in den letzten Jahren, als der Swami Sivananda nicht mehr die Kraft hatte, sich dagegen zu wehren. Aber normalerweise hat er sich sehr gegen Guru-Verehrung gewehrt. Und der Swami Vishnu sowieso. Aber da war jetzt eben so ein Lehrer, der wurde dort verehrt, und dann wurde noch über ihn gesprochen, wie großartig er ist. Aber dann wurde ein anderer Meister vorgestellt, der war das erste Mal in dem Ashram und aus einer ganz anderen Tradition, jetzt wurde der über alle Massen gelobt und verehrt und auf die Bühne gestellt, und jetzt war plötzlich er der Größte. Das war dann einfach der Hang der Inder zur Übertreibung, wie das ja oft südländische Völker so haben. Und dann war ich etwas beruhigter. Die waren dort nicht fanatisch, sondern halt einfach überschwänglich. Das ist natürlich schwierig, wenn ein Deutscher das mitkriegt, und das ist dann noch dazu sein Meister und dann nimmt er das wörtlich und aus einer ursprünglich sehr weiten Spiritualität wird dann plötzlich etwas Fanatisches.

Kriterien eines sattwigen Meisters…

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Lehren eines spirituellen Lehrers

Gut, dann gibt es Meister wie Swami Vivekananda und Swami Vishnu-devananda, die in recht jungen Jahren ihren Lehrer gefunden haben und zeitlebens diesem Lehrer gefolgt sind. Swami Vishnu hat mit 17 den Swami Sivananda kennen gelernt und bis zu seinem physischen Tod war immer er sein Meister, den er immer verehrt hatte, dem er gedient hatte, bei dem er ja auch 12 Jahre gelebt und gedient hat, und in dessen Namen er ja immer unterrichtet hatte.

Ebenso Swami Vivekananda – als Student traf er Ramakrishna und blieb dann eine Weile bei ihm und bis zu seinem physischen Tod hat er sich immer als Schüler von Ramakrishna gefühlt.

Swami Vishnu hatte allerdings parallel zu Swami Sivananda auch einzelne Lehrer, von denen er einiges gelernt hat. Swami Sivananda war keiner, der Yogastunden oder Pranayama gegeben hat – gut, Anfang der 40er Jahre soll er auch mal Yogastunden gegeben haben, aber Swami Vishnu kam erst Ende der 40er Jahre zu ihm. Sivananda hat Satsangs geleitet, Kurzvorträge gegeben, Bücher geschrieben und kurze Anweisungen gegeben. Er hat dann mehr gesagt, jeden Tag 1 Stunde Asanas und Pranayama, aber nicht genau, was. So hatte dann Swami Vishnu andere Lehrer, die ihm die Asanas und Pranayama noch genauer beigebracht hatten. Das waren zum Teil ältere Schüler von Swami Sivananda, aber auch noch ein anderer Hatha Yogi, von dem er besonders die Pranayama-Techniken gelernt hat.

Also, das nur einige Beispiele.

Also Antwort auf die Frage „Braucht man einen Lehrer“ – nicht unbedingt, aber es ist hilfreich.

 

Und auf die Frage: sollte man bei einem Lehrer bleiben – so lange man von einem Lehrer gut inspiriert ist (und keinen besseren gefunden hat….) dann ist es gut, bei einem zu bleiben. Nur wenn man Lehrer wechselt, das sollte man nicht leichtfertig machen. Vor allem sollte man vom Guru-Hopping Abstand nehmen. Das ist so ein amerikanischer Ausdruck: Guru Hopping – man geht von einem Lehrer zum nächsten, dabei ist man nur auf Subecha zurück geworfen. Immer dann, wenn’s ans Eingemachte geht oder man mit seinen Schattenseiten konfrontiert wird, oder man doch feststellt, die anfänglichen Hoffnungen erfüllen sich nicht im nächsten halben Jahr, rennt man schnell zu jemand anders und geht nirgendswo tief. Also, dort ist es gut, mindestens eine Weile bei etwas zu bleiben und dort auch eine Weile zu praktizeren.

Manche Menschen, die hier Seminare besuchen oder YogalehrerAusbildung machen, sagen auch: Ich habe eigentlich schon meinen Lehrer, ist das ok. Antwort: Von unserer Seite aus ist es ok, aber Du müsstest Deinen Lehrer fragen, ob es für ihn auch ok ist. Es kann auch sein, dass jemand eine Herzensverbindung hat zu einem Lehrer, der lehrt aber nicht so ganz systematisch. Oder sitzt letztlich in Indien, umgeben von Tausenden von Schülern, eine systematische Schulung bekommt man nicht, die innere Verbindung ist da, da ist letztlich eine Yogalehrer-Ausbildung etwas, wie man den klassischenYoga sehr systematisch kennen lernt und eben auch lernt, wie man unterrichtet. Wir hatten auch schon Teilnehmer, die wurden sogar von ihrem Lehrer zu uns geschickt, weil sie sagen, das ist klassisches Yoga, eine klassische Ausbildung und die sind nicht fanatisch, da kannst Du hingehen, ohne dass Du eindoktriniert wirst, aber auch ohne dass Du verflachtenYoga vermittelt bekommst. Und das war sogar schon bei Swami Sivananda so, dass er Menschen im Ashram hatte, die anderen Meistern gefolgt sind, aber aus Platzgründen in dessen Ashram nicht aufgenommen werden konnte oder der zu weit weg gewohnt hat –zu Swami Sivanandas Zeiten waren die Reisezeiten in Indien noch länger als heute.

Die wichtigsten Fragen hoffe ich damit angesprochen zu haben.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Positive Gedanken kultivieren

Dann gibt es aber auch Schattenseiten, die man nicht so einfach leben kann und die man nicht so einfach loswerden kann. Da haben die meisten Menschen Schattenseiten, vor denen man schon Angst haben kann. Bei den einen sind das Selbstmordgedanken. Bei den anderen sind es aggressive Gedanken. Mordgedanken gegenüber anderen. Ich habe jetzt bewusst diese beiden genommen, die extrem sind. Wenn man solche Schattenseiten in sich hat – manchmal vergehen sie von selbst, wenn man Yoga macht. Manchmal vergehen sie nicht. Und man muss lernen, sich damit zu arrangieren. Diese sollte man nicht leben im Sinne von sie ausleben. Man sollte lernen, diese Schattenseiten sind in mir drin, diese Fantasien kommen vielleicht öfter mal, aber ich werde sie nicht leben. Ich bin deshalb kein schlechter Mensch. Und du kannst Gelassenheit üben – auch gegenüber deinen eigenen Schattenseiten. Du kannst lernen, mit ihnen zu leben – und feststellen, du kannst auch von deinen Schattenseiten lernen.

Hier sollte man sich auch hüten vor Überbewertung von Gedankenkraft.

Mir hat mal eine Frau gesagt – ich war auf Besuch in einem Zentrum – „Ich würde ja gern in den Ashram kommen, aber ich kann nicht.“ Da habe ich sie gefragt, warum nicht. Dann hat sie erst herum gedruckst und dann gesagt, ja, sie sei so negativ, das könne sie nicht machen. Dann habe ich weiter geforscht: „Was soll das heißen?“ – Ja, wenn sie in den Ashram käme, dann wäre die ganze Atmosphäre stören. Dann habe ich gesagt: „Überschätze dich mal nicht“. Schließlich hat sie gesagt, sie hätte jemanden umgebracht. Da habe ich gedacht: Was mache ich denn jetzt. Fällt das unter das Beichtgeheimnis, obgleich ich kein Pfarrer bin, oder gehört das zur staatsbürgerlichen Pflicht, muss ich es dann dem Staatsanwalt übergeben. Aber jetzt wollte ich es trotzdem wissen. Irgendwie ist mir dann so etwas Flapsiges herausgerutscht: „Wie hast Du es denn angestellt?“  – Manchmal rutscht einem ja das heraus, was in einer Situation gerade angebracht ist. Dann hat sie gesagt, sie hätte einen Chef gehabt, der sei ein richtiger Fiesling gewesen, und eines Morgens hätte sie gedacht: „Wenn er nur bei einem Autounfall umkommen würde“. Und am Nachmittag hat sie gehört, er ist an einem Autounfall ums Leben gekommen. – Es hat einiges an Überredungskunst gekostet, ihr klar zu machen, mit einfachen Gedanken bringt man keinen Menschen um. Wenn er so ein Fiesling war, dann haben das vermutlich viele Menschen diese Gedanken gehabt, und zudem, solche Gedanken haben nicht diese Kraft. Es war ein zufälliges Einhergehen von negativen Gedanken, die man hatte, Aggressionsgedanken, und äußeren Ereignissen. So machtvoll sind Gedanken nicht. Wir brauchen uns da kein schlechtes Gewissen zu machen.

Man sollte natürlich positive Gedanken kultivieren. Positive Gedanken entwickeln ist gut, aber wir brauchen uns kein schlechtes Gewissen zu machen, wenn wir ab und zu mal diese negativen Gedanken haben. Allerdings können wir die negativen Gedanken auf eine andere Weise umgehen. Wir können uns bewusst machen, wenn sie kommen, ist es vermutlich ein bestimmter Geisteszustand, der damit einhergeht. Und anstatt und furchtbar über die negativen  Gedanken ein schlechtes Gewissen zu machen und zu überlegen, was könnte ich denn noch alles machen, um sie abzustellen, könnte man eher überlegen: Was ist sonst los? Vielleicht braucht man ein bisschen mehr Ruhe. Vielleicht sollte ich lernen, meine Aggressivität anders zu leben. Vielleicht gibt es jemanden, der Dinge tut, die nicht gut sind, und ich sollte mich dort geschickt mal zur Wehr setzen. Wie auch immer. Man kann sie als Zeichen ansehen. Wir brauchen uns nicht deshalb über uns selbst schlechte Gedanken machen, wir brauchen uns kein schlechtes Gewissen zu machen, aber wir können es als ein Zeichen sehen, irgendwo aktiv zu werden und mit der Zeit ist es sehr viel praktischer, diese destruktiven Schattenseiten als ein Anzeichen für etwas anderes zu sehen oder sie zum schlechten Gewissen führen zu lassen oder auch zu probieren, dass so etwas nie wieder auftaucht und es dann als persönliche Niederlage zu empfinden, wenn sie dann doch wieder auftauchen.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Mit dem ganzen Herzen dabei sein

Ihr müsst selbst rausfinden, was für euch am Besten ist. Noch ein Tipp, kommt ab von der „alles oder nichts“ Philosophie. Viele von euch sind erzogen worden mit der Aussage entweder richtig oder gar nicht. Das führt oft zu gar nicht oder es führt zu überflüssigem Stress. Der Ausdruck entweder richtig oder gar nicht ist auch nicht unbedingt falsch. D.h. wenn wir es machen, dann sollten wir es von ganzen Herzen machen. Es bezieht sich mehr aufs Herz, es bezieht sich weniger darauf, wie vollkommen wir was äußerlich machen. Denn heutzutage, was können wir äußerlich wirklich vollkommen machen? Vielleicht konnte ein Schuster in früheren Zeiten den perfekten Schuh machen. Das kann man sich vorstellen. Er hat immer den gleichen Schuh gemacht und hat gelernt, wie man den optimal an den Fuß anpassen kann. Doch Heutzutage, wer kann noch den perfekten Schuh machen? Selbst ein Schuhmacher muss sich weniger Zeit nehmen, damit es noch halbwegs bezahlbar bleibt für den Kunden. Also, äußerlich ist wenig Perfektion möglich, aber vom Herzen her können wir ganz dabei sein. Auch hier sollte man keine zu hohen Ansprüche an sich selbst stellen. Es gibt Menschen, die mir gesagt haben, sie meditieren deshalb nicht, denn, wenn sie zuhause meditieren müssen sie sofort an das denken, was den ganzen Tag war und da haben sie lieber sofort aufgehört. Nur dann, wenn sie ins Yogazentrum oder in den Ashram kommen, können sie meditieren. Es ist auch wieder die alles oder nichts Philosophie. Wenn wir meditieren wollen, machen wir’s so gut wir können. D.h., mit ganzem Herzen und das heißt wirklich „ganz. Aber unser Geist ist so wie er ist. Ich behaupte, dass in der Meditation das geschieht, was geschehen sol. Wenn in der Meditation halt der Geist noch ein bisschen den Tag Revue passieren lassen muss oder den nächsten Tag planen muss, dann ist das halt notwendig in der Meditation. Man sollte sich bemühen die Meditation zu vertiefen aber wenn das nicht entspannt möglich ist, dann nehmen wir an , ich brauche das zu meinem Gleichgewicht und vielleicht sogar zu meiner spirituellen Entwicklung, dass da jetzt mein Geist daran denkt. Aber man meditiert. Und wenn die Kinder im Raum nebenan tollen und schreien, wenn man sich vorgenommen hat zu meditieren, dann meditiert man trotzdem. Dann schreien halt die Kinder. Natürlich, wenn das Geschrei ein Zeichen dafür ist, dass da jemand Schmerzen hat, dann verschiebt man die Meditation. Und wenn im Nachbarraum ein Fernseher läuft, dann nimmt man z.B. Ohrenstöpsel oder meditiert trotz Fernseher.

Ich kann euch mal die verrückteste Unterrichtssituation erzählen, die ich hatte. Irgendwann 1983 hatte Swami Vishnu in Berlin ein global Village Peace Festival organisiert auf dem er auch mit einem Ultralight Flugzeug von West nach Ostberlin über die Mauer geflogen ist. Er hat dort eine Feuerlauf-Zeremonie durchgeführt und es gab eine Kawadi-Zeremonie, auf der irgendjemand parapsychologische Phänomene vorgeführt hat. Außerdem gab es „Generäle für den Frieden„, wo Generäle aus dem Warschauer Pakt und aus der Nato zusammen gekommen waren. Es ging darum Grenzen zu überwinden. Ost-West-Konflikt sollte aus der Welt geschafft werden. Dafür wollte er ein Zeichen setzen und es gab dann natürlich auch die Yogastunden.

 

Einige sagten, einmal Yoga und danach nichts mehr, das ist nicht gut. Sie haben mich eingeladen und ich bin alle 1 bis 2 Monate für eine Intensivwoche nach Berlin geflogen. Sie mieteten einen Yogaraum und es gab mal schönere und mal weniger schöne Räume. Einmal hat einer ihnen irgendwie das Wohnzimmer vermietet ohne den anderen Familienmitgliedern Bescheid zu sagen. Die anderen fanden das nicht gut. Das haben wir aber erst erfahren, als wir rein gekommen sind. So wurden dann die Sessel und der Fernseher aus dem Wohnzimmer raus ins Foyer gestellt. Wenn die Yogaschüler reingekommen sind, mussten sie über die Sessel am Fernseher vorbei hinten in das Wohnzimmer. Der Fernseher wurde weiter laufen gelassen und es wurde geraucht. Also es hat gestunken, es gab Krach und es war sicher keine spirituelles Atmosphäre. Doch es war ein toller Yogakurs und mehrere der Teilnehmer haben später eine Yogalehrerausbildung mitgemacht. Sie haben verstanden, dass man unter egal welchen Umständen Yoga machen kann.

Das ist manchmal das Problem, wenn man in einem idealen Yogazentrum ist. Man denkt, zuhause kann man nicht meditieren. Man kann sehr wohl meditieren, egal was dort ist. Also Hauptsache ist, man meditiert, man macht Asana und Pranayama.

Wenn euer Partner raucht, ist es heute glücklicherweise leichter ihn dazu zu bringen nicht in der Wohnung zu rauchen als das früher der Fall war. Gut, wenn ihr selbst noch raucht, meditiert trotzdem.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Kreativ mit Entspannung und Yoga

Eine Theorie besagt: erst war die Agrargesellschaft, dann die Industriegesellschaft, jetzt befinden wir uns in der Wissensgesellschaft und als nächstes kommen wir in die Kreativitätsgesellschaft. Von der Agrarwirtschaft mit all diesen Maschinen braucht man nur noch ein paar Prozent. In der  Industrie produzieren inzwischen die Chinesen das meiste und der Rest wird durch Roboter hergestellt, nicht durch Roboter auf zwei Beinen, sondern durch die Maschinen. Während früher in der Firma zigtausend Beschäftigte waren, machen das heute ein paar Hundert und die paar Hundert machen eigentlich nichts als die Maschinen angucken.

Gut, wenn jetzt die Wissensgesellschaft wichtig ist, zählt die Kommunikation. Aber inzwischen sind wir so weit, dass Computer ihre eigenen Programme schreiben können. Hier wird eine ganze Menge von dem, was frührer in Büros gemacht wurde heute nach Indien umgeleitet. In Amerika ist das oftmals bei  (die Inder sprechen nämlich Englisch)  Steuerberatern, Finanzbuchhaltern bis zur Rechtsberatung. Der durchschnittliche Amerikaner, der eine Gebrauchsanweisung nicht lesen kann und deshalb eine Hotline anruft, landet in Indien und nicht in Amerika. Man bekommt es aber nicht mit. Eine Weile, wenn man hier angerufen hat, ist man in Irland ausgekommen. Inzwischen ist das nicht mehr der Fall, weil jetzt dort die Mieten und die Löhne höher sind als in Deutschland.

Jedenfalls wandert das auch ab und die nächste Gesellschaft ist die Kreativitätsgesellschaft. Kreativ können Computer noch nicht sein und da die aufstrebenden Wirtschaften bisher mehr an das logischen und technische Denken gewöhnt sind, ist der nächste Schritt die kreativen Berufe, die werden weiter bleiben, sie sind zukunftssicher. Dort spielt dann wieder Entspannung und Yoga eine besondere Rolle. Nicht umsonst ist in den kreativen Berufen die Praxis von Yoga erheblich überrepräsentiert, gerade in Amerika. In Amerika wird man kaum einen Schauspieler oder Künstler finden, der nicht entweder Yoga praktiziert, praktiziert hat oder irgendetwas daraus genommen hat. Man kann einfach besser kreativ sein, singen, tanzen, produktiv sein, neue Ideen haben, wenn man Yoga übt. Auch Menschen, die herausfinden wollen: „Was will ich eigentlich?. Wenn wir Yoga üben, wird es uns eher bewusst.

Das kann übrigens manchmal auch zu einem Problem werden und zwar wird das insbesondere für die Mitmenschen manchmal zu einem Problem. Ich kann euch da eine lustigen Anekdote erzählen. Zur Anfangszeit hier hatten wir nicht so viele Seminarteilnehmer wie jetzt und gerade bei diesen Zwei-Jahres-Ausbildungen hatten wir nicht mehr als 35-40 Teilnehmer. Da habe ich die Teilnehmer noch einzeln persönlich verabschiedet und relativ häufig wurden Teilnehmerinnen von ihrem Mann abgeholt. Es ist eigentlich fast nie ein Teilnehmer von seiner Frau abgeholt worden. Ab und zu hat dann der Mann die Gelegenheit ergriffen mal mit mir zu sprechen. Eines ist mir aufgefallen, sie haben öfters gesagt: „Ich hab da mal die Bücher von meiner Frau gelesen. Da heißt es, dass man auch selbstlos dienen soll. – Das konnte meine Frau besser bevor sie mit Yoga angefangen hat … .

Auch auf dem spirituellen Weg gibt es eine wichtige Phase: etwas mehr auf sich selbst zu hören,  sich vielleicht etwas mehr Zeit für sich selbst zu nehmen und mit dieser neu gefundenen Kraftinspiration dann wieder anderen zu helfen. Das ist übrigens manchmal etwas schwierig wenn man einen Aschram leitet. Viele Menschen die in den Ashram kommen praktizieren Yoga, sie lernen mehr auf sich selbst zu hören und spüren, was sie so tief vom Herzen her wollen … Aber, das Essen muss trotzdem um 11 Uhr auf dem Tisch sein und die Buchhaltung muss auch gemacht werden. Wenn jemand, der sich ursprünglich für die Buchhaltung gemeldet hat plötzlich das tiefe Gefühl hat, er will statt dessen im Garten arbeiten … , dann versteht ihr, dass einen Aschram zu leiten nicht immer einfach ist. Aber es ist etwas sehr schönes. Es führ zu herzlicheren Menschen, mit denen man umgeht.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Ashram-Video: Yoga Vidya Bad Meinberg

Yoga Vidya Bad Meinberg ist der größte Yoga Ashram außerhalb von Indien. Auf unterem Video kannst du einiges erfahren über den Ashram. Es ist zwar schon etwas älter, die Aufnahmen sind aus dem Jahr 2004. Du kannst aber einen guten Eindruck davon bekommen, was Ashram-Leben heißt…

 

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