Doppelbewusstsein eines Meisters/in

Padarthabhavani

Das Doppelbewusstsein von Asamshakti kippt etwas. Das heißt, der Meister/die Meisterin ist sich hauptsächlich der Einheit bewusst und nur viel weniger dieses Körpers bewusst.

In Asamshakti wird ein Mensch sich ganz normal verhalten können, wird auch Entscheidungen treffen können usw.

Bei Padarthabhavani heißt es, dass der Mensch von sich aus selbst keine Initiative mehr ergreift. Wenn man ihn um etwas bittet, wird er es machen. Wenn man ihn um nichts bittet, wird er nichts machen. Wenn man ihm nichts zu essen gibt, wird er nicht essen. Wenn man ihm etwas zu essen gibt, wird er essen.

Bevor ihr jetzt alle Angst davor habt, dann mache ich kein Yoga mehr.

Im Normalfall geschieht Padarthabhavani gegen Ende des Lebens und dauert nur ganz kurz.

Auf eine weniger spirituelle Weise haben das ja auch viele alte Menschen. Zwar nicht im Sinne der unendlichen Wirklichkeit, aber irgendwann, wenn das Karma weitestgehend aufgebraucht ist, haben sie keine Wünsche mehr, irgendetwas in der Welt zu bewirken oder etwas zu tun.

Also, Padarthabhavani, gegen Ende des Lebens.

Dann folgt Turiya.

Karma ist praktisch ganz aufgebraucht und das Bewusstsein bleibt nur noch im Unendlichen, und nach ein paar Sekunden, Minuten, maximal 3 Wochen, ohne dass der Körper sich bewegt oder der Mensch noch mal zurück kommt zum normalen Bewusstsein, stirbt dann auch irgendwann.

Und Turiya mündet dann in Mahasamadhi, den großen Samadhi. Ursprünglich ein Ausdruck für Selbstverwirklichte Meister. Heutzutage wird oft bei allen Yogameistern, egal ob selbstverwirklicht oder nicht, statt Tod gesagt, er hat Mahasamadhi erreicht.

Wir sind jetzt die letzten Stufen etwas schnell durchgesprungen, aber ihr werdet später mehr darüber hören und besonders könnt ihr viel praktizieren bis dahin. Ich habe mich aber bewusst entschieden, mich auf die ersten beiden Stufen zu konzentrieren. Ich wünsche Euch in diesem Sinne alles, alles Gute auf Eurem spirituellen Weg.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

ENDE

Spirituelle Flitterwochen

Im Größeren ist Subecha-Vicharana-Tanumanasa eben auch der spirituelle Dreischritt: Sehnsucht erwacht, Subecha – wir praktizieren, Vicharana – und wir finden eine wunderschöne Erfahrung und Geborgenheit, Tanumanasa.

Es gibt etwas, das nennt sich „Spirituelle Flitterwochen“ – mindestens hat der Swami Vishnu das so als spiritual honeymoon bezeichnet. Nicht alle haben das, aber viele. Und der eine oder andere von Euch steckt jetzt vielleicht gerade drin, und andere werden das vielleicht die nächsten Monate irgendwann mal erfahren. Manche kennen das vielleicht von früher – einige sehen jetzt etwas sehnsuchtsvoll aus und wissen, worauf ich mich beziehe. Es gibt Menschen, die relativ zügig, nach dem beginn des spirituellen Weges, manchmal sogar, ohne einen spirituellen Weg bewusst gegangen zu sein, in Tanumanasa hineinfallen. Das heißt, sie fühlen eine große Liebe zu anderen Menschen, zu Gott, zur Natur. Sie fühlen sich erfüllt. Wenn sie sich hinsetzen, kommt diese tiefe innere Befriedigung in der Meditation. Wenn andere sie kritisieren, macht ihnen das wenig aus. Sie haben die innere Intuition, was richtig ist. Sie haben das Gefühl, fast hellsichtig zu sein, weil sie andere Menschen verstehen, und ihnen genau das Richtige sagen können. Stärker oder weniger stark haben Menschen mal eine vorübergehende Tanumanasa-Phase, die spirituellen Flitterwochen.

Und dann ist die irgendwann auch vorbei. Und dann ist es wichtig, dass ihr versteht, dass es vielen Menschen so geht und dass ihr nicht notwendigerweise etwas falsch gemacht haben müsst. Das ist wie eine große Gnadenerfahrung. Ihr habt mal erfahren, wie es sein wird in der Zukunft, wenn ihr mal ausreichend Vicharana gegangen seid. Man kann sagen, Gott oder das Schicksal oder das höhere Selbst hat einem so ein bisschen das Lebensgefühl der Zukunft gezeigt, um einem den Geschmack daran zu zeigen. Und dann ist es eben auch wichtig, dass man auch daran arbeitet, und nicht dann in eine Depression versinkt. Das geschieht auch manchmal, das habe ich schon öfter erlebt. Menschen, die im spirituellen Himmel waren und danach in die Hölle abgesunken sind. Wenn man mal diese Schönheit gekostet hat, dann erscheint einem das andere vielleicht erst mal schal und fad, und man muss wieder lernen, dass es auch ein schönes Lebensgefühl ist, wenn man nicht mehr mit diesem euphorischen Lebensgefühl durch die Welt geht. Und dass der Alltag mit seinen Schwierigkeiten auch seinen Reiz hat. Daran kann und sollte man sich erinnern.

Auf Tanumanasa gibt es eine Gefahr, eigentlich zwei Gefahren.

Die eine Gefahr ist, dass man sich damit identifiziert und sich darauf etwas einbildet. Die zweite Gefahr ist, dass man denkt, man hat das höchste Ziel erreicht.

Tanumanasa ist eigentlich schon ein sehr hohes spirituelles Stadium. Wer dauerhaft auf Tanumanasa verankert ist, ist ein spiritueller Meister, eine Meisterin. Und man kann eben denken, das war’s schon. In der Meditation hat man Visionen, man fühlt sich in der Nähe Gottes. Aber damit ist es nicht getan. Es geht noch weiter. Das ist manchmal das Problem, wenn jemand so von selbst in Tanumanasa hinein schliddert und dann nicht versteht, dass das noch nicht das höchste Ziel ist.

Und die zweite Gefahr ist, man bildet sich etwas darauf ein, dass man besser ist als andere. Es geht einem ja auch besser als anderen. Man ist ein liebevollerer Mensch, ein verständnisvollerer Menschen, und zu meditieren – es ist nicht eine Frage, dass man sich überwinden muss, zu meditieren, sondern es geht alles relativ einfach. Und Menschen in beginnendem Tanumanasa sagen dann, ja, was erzählen die anderen dort alle so. Oder wenn sie dann Lehrer sind, ich bin der Größte.

Also auf Tanumanasa ist die Aufgabe, demütig zu sein, zu wissen, alle sind das unsterbliche Selbst, jetzt momentan mag sich dieses Selbst durch mich hindurch so manifestieren, ich weiß nicht, ob es weiterhin so ist – man kann nämlich da jederzeit wieder runter fallen – und ich weiß nicht, ob der, der jetzt in Schwierigkeiten ist, vielleicht, wenn diese Schwierigkeit überwunden ist, die nächsten Schritte um so schneller macht. Also, demütig dabei sein und weiter praktizieren, sowohl mit Intensität praktizieren, liebevoll mit anderen Menschen umgehen, tolerant sein, mit Verständnis, und Beten um weitere Entwicklung.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Intuitives spontanes Handeln der Meister

Das nächste auf Tanumanasa: Die Intuition wird stark und zum wichtigsten Entscheidungsmittel. Natürlich jeder Mensch hat auch Intuition, und eine ganze Menge von Entscheidungen werden durch Intuition getroffen, nicht nur von spirituellen Aspiranten sondern auch von solchen, die auf den Begriff Spiritualität allergische Reaktionen haben, auch sie können durchaus Menschen sein, die eine gute Intuition haben. Aber auf vorigen Stufen kann die Intuition einen in die richtige Richtung führen, sie kann einen aber auch die falsche Richtung führen. So dass eigentlich gerade auf Vicharana Intuition auch immer gekoppelt sein muss mit Viveka, konkretes Unterscheidungsvermögen, wie ich es ja schon im Lauf des Wochenendes mehrmals so gesagt habe.

Wenn man plötzlich wie eine Art Berufungserlebnis hatte, muss man sich anschließend fragen, wie genau soll sich das ausdrücken. Wenn man das Gefühl hat, genau das und das sollte ich tun, muss man auch noch mal hinterfragen. Sowohl, war es wirklich meine Intuition oder vielleicht nur ein Wunsch, den der hatte, mit dem ich gerade gesprochen habe und der hat vielleicht Prana und seine Gedanken in mich hinein gebracht und jetzt denke ich, ich habe den Wunsch. Oder es ist eine uralte Sehnsucht, die hoffnungslos veraltet und überholt ist, ist aber jetzt, weil sich die darüber liegenden Spannungen geöffnet haben, ob sie jetzt noch mal an die Oberfläche meines Geistes. Also, die Viveka müssen wir damit verbinden.

Aber in Tanumanasa übernimmt die Intuition die Hauptfunktion. Das weiß man von vielen Geschichten von großen Meistern. Sie handeln unvorhersehbar, spontan, sie handeln aus der Intuition heraus.

Und schließlich auch: Man mag das Gute. Ich hatte heute morgen gesprochen über das Angenehme und das Gute. Und manchmal wissen wir, was gut für uns ist, z.B. die Menge an Zucker-Fett-Gemischen zu reduzieren und wir mögen aber trotzdem die Menge erhöhen. Und dann kommt es darauf an, wie wir uns entscheiden. Das ist jetzt einfach ein banales Beispiel. Man nimmt sich vielleicht auch vor, beim nächsten Mal will man als Verkäufer, wenn man kurz vor dem Abschluss steht, nicht zu lügen und notfalls auf die Provision zu verzichten und dann steht man kurz davor und man weiß, jetzt müsste man noch eine kleine Übertreibung oder falsche Behauptung machen und schon hat die Familie 100 Euro mehr für den nächsten Familienurlaub.

Also auf Tanumanasa, wenn man dort verankert, dort hat man praktisch keine Wahl mehr. Gegen Ethik dort zu verstoßen, würde gegen jedes Gefühl, auch gegen jedes Mögen, gehen. Das Raga, das Mögen, richtet sich auf das Gute.

In gewissem Masse, diesen Dreischritt von Subecha-Vicharana-Tanumanasa, hat man im Kleinen schon öfters gehabt. Subecha: Nachdenken, Fragen. Vicharana: es umsetzen. Und Tanumanasa: es wird zu unserer zweiten Natur. Vielleicht als Beispiel: Ich habe vorher gesagt, manchen Menschen fällt es leicht, mit Rauchen aufzuhören, wenn sie mit Yoga anfangen, und manchen fällt es schwer und manchen fällt es extrem schwer. Also es gibt Menschen, die sagen, ihre heldenhafteste Tat in diesem Leben war die Überwindung ihrer Nikotinsucht. Es soll ja sogar genetische Prädispositionen geben, was es bei manchen leichter macht, aufzuhören, wenn man mal angefangen hat und manchen eben schwerer macht. Gut, jetzt angenommen, jemandem fällt es schwer, jetzt sagt er, es ist eigentlich nicht das Richtige = Subecha. Dann hört er auf, unter Befolgung aller Ratschläge  aus dem Buch „Endlich Nichtraucher“ – ein Buch, das viele Menschen zu Nichtrauchern gemacht hat – über andere Verhaltenstrainings, vielleicht noch ein paar Akupunkturnadeln setzen, und noch ein paar Nikotinpflaster, ich kenne Leute, die haben alles gemacht, erst haben sie eins nach dem anderen gemacht und als das nicht geholfen hat, alles zusammen, und damit hat es dann geklappt. Und sich zusätzlich eine Mantraweihe geben lassen, damit sie, wenn die Gier wieder kommt, ein Mantra wiederholen können. Also, Vicharana: alles dran setzen. Gut, und irgendwann ist die Sache, mindestens bei der Nikotinsucht, überwunden = Tanumanasa, und schon die Vorstellung an eine Zigarette wirkt Ekel erregend. Es gibt aber manche, und da kann man auch sehen, in Tanumanasa sind wir noch nicht wirklich sicher vor Rückfällen. Ich kenne auch manche, die seit vielen Jahren Yoga üben, seit 20 Jahren keine Zigarette mehr rauchen und sagen, es gäbe immer noch Situationen, wo so der Gedanke auftaucht. Zwar nicht die Gefahr, aber der Gedanke. Scheint es auch zu geben. Trotzdem, selbst vom Mögen her keine große Versuchung.

Und das gilt also bei vielen kleinen Sachen. Kurzfristig gibt es manchmal Dinge, die wir mögen, und die nicht gut für uns sind. Kurzfristig gibt es auch Dinge, die wir nicht mögen und die gut für uns sind. Wenn man aber etwas Gutes über einen längeren Zeitraum gemacht hat und sich dabei auch geschickt verhalten hat im Umgang mit seinem eigenen Geist, wird das langfristig das sein, was man mag und überkehrt das, was man mag und was nicht gut ist, wird man entweder auf eine andere Weise befriedigen können oder man wird etwas ganz anderes finden und es einfach vergessen.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Ausdünnung des Geistes, dann wird die Meditation stark

Die nächste Stufe ist Tanumanasa – tanu heißt dünn und manas ist der Geist. Tanumanasa ist ein Ausdünnen des Geistes. Wird man dann verrückt? Es ist natürlich nicht gemeint, dass man dann verrückt wird. Man kann hoch intelligent sein, all seine Fähigkeiten stark weiter entwickelt haben, aber es heißt, der Geist ist durchlässig geworden, wir haben Zugang zu unserem inneren Selbst. Bei Tanumanasa wird der spirituelle Weg nicht nur spannend und erfüllt wie auf Vicharana, nicht nur ein aufregendes Abenteuer, mit Siegen und Niederlagen, sondern in Tanumanasa wird der Weg besonders schön.

Tanumanasa ist charakterisiert, dass man in jeder Meditation regelmäßig den Dhyana-Zustand erreicht. Manche von Euch haben schon die 8 Stufen des Yoga gehört – Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi.

 

Auf die Meditation bezogen heißt

–         Asana: wir können uns hinsetzen.

–         Pranayama: wir können unseren Atem kontrollieren

–         Pratyahara: wir richten unsere Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt oder mehr nach innen

–         Dharana heißt, wir bemühen uns um Konzentration. Und die meisten Menschen schwanken zwischen Asana, Pranayama, Pratyahara und Dharana – was man so anstellt, wenn man sich zur Meditation hinsetzt. Manche arbeiten überhaupt noch an der Sitzhaltung, manche arbeiten mehr am Atem, manche versuchen immer wieder, den Geist zurückzubringen von dem, was sie noch so spüren: der Raum ist zu kalt, zu warm, ich schalte vielleicht die Lüftung wieder an, oder die Leute zu laut oder zu leise oder sonst irgend etwas, und dann bemühen wir uns um Konzentration, Dharana.

–         Dhyana ist, wenn wir in die Meditation hinein fallen und es schön ist. Also ihr sitzt konzentriert ohne Anstrengung. Ganz leicht. Wir werden meditiert, können wir auch sagen. Es sind Glückserfahrungen, vielleicht Lichterfahrungen, vielleicht irgendwelche schönen Klangerfahrungen, oder einfach nur ein Gefühl von Energie, Liebe, Geborgenheit.

Auch auf Vicharana kann man das ab und zu mal spüren, auf Tanumanasa geschieht das regelmäßig.

Auf Tanumanasa wird man auch stark erfüllt von Ananda, Wonne, und Prema, Liebe. Nicht vollständig und dauernd, aber doch stark zwischendurch. Ananda heißt Wonne und Prema heißt Liebe. Wobei man in der Meditation Zugang hat zu dieser inneren Liebe oder die Verbindung hat zum Göttlichen – beides kann man ja als Erfahrung haben – und das erstreckt sich dann auch in den Alltag. Wenn man nur in der Meditation schöne Erfahrungen hat, sowie man die Wohnung verlässt oder die Augen aufmacht, sich über alles Mögliche ärgert, dann war die Meditation zwar schön, aber auf Tanumanasa ist man noch nicht.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Moksha – spirituelle Lehrer und Systeme

Weitere Bhumikas (Stufen) nach Vicharana (Streben)

Beginnen mit einem Moment Stille

Ich hatte heute morgen gesprochen über Vicharana, über die 4 Purushartas in Vicharana und ich wollte zunächst sprechen über Moksha und letztlich sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Lehrer und Systeme. Letztlich auch über die Frage, wie findet man seinen spirituellen Lehrer, braucht man einen Lehrer. Danach will ich noch etwas auf Familie, Partnerschaft, eingehen und dann werden wir die weiteren Stufen der spirituellen Evolution zügig durchlaufen, mindestens theoretisch.

Spirituelle Lehrer

Die Frage, die öfter aufkommt: Braucht man einen spirituellen Lehrer? Muss man bei einem Lehrer bleiben? Kann man von mehreren lernen? Wie ist das so?

Wie man an die Frage ran gehen kann – die einfachste Weise ist eine empirische Herangehensweise. Wir schauen uns die verwirklichten Meister an, wie das bei ihnen gewesen ist. Denn letztlich wir wollen ja – gut, ob alle… – aber im Yoga wollen wir die Selbstverwirklichung erreichen und da können wir schauen, wie machen es denn die Selbstverwirklichten.

Und da gibt es tatsächlich Verschiedenste:

Es gibt solche, die ohne einen Meister die Verwirklichung erreicht hatten. Dazu gehören z.B. Ramana Maharishi und Ananda Mayi Ma, die zu den großen Meistern des 20. Jh. gehört haben und mehr oder weniger kann man fast sagen auf die Erleuchtung gestolpert sind. Der Ramana Maharishi z.B. war 16; da hatte er das Gefühl, er wird sterben. Da hat er sich hingelegt; alle körperlichen Funktionen haben aufgehört: Atem, Herz schlägt nicht mehr, da hat er gedacht: „Ja, wenn ich schon sterbe, dann aber richtig. – Dann müsste ich aber auch aufhören zu denken. So hat er aufgehört zu denken und ist in Samadhi gefallen. Er ist dann auch wieder zurück gekehrt zu seinem Körper, hat noch einige Jahre sehr intensiv meditiert, aber mehr oder weniger von innen heraus, aber es wird angenommen, dass er dabei dann die Erleuchtung erreicht hat.

Und bei Ananda Mayi Ma war es vielleicht noch ein bisschen komplexer und länger.

Also solche Meister gibt es auch.

Es gibt auch einen Meister namens Dattatreya in der indischen Mythologie, der vor vielen Tausend Jahren gelebt haben soll, der hat 24 Lehrer gehabt. Darunter einen Elefanten, eine Blume, eine Biene, und den Wind und die Erde – wenn ihr das Buch hab „Hinduistische Feste und Fastentage“ da gibt es eine Kapitel „Dattatreya Jayanti“ – also alle Ereignisse, die kamen, hat er als Lehrer gesehen. Also, das gibt es auch.

Dann gibt es solche Meister, die hatten verschiedene Lehrer hintereinander.

Dazu zählt z.B. Ramakrishna, der hatte von seinem Vater einiges gelernt, weil er eben in einer Brahmanenfamilie geboren war, später hat er von einem Priester einiges gelernt, denn er wurde dann zum Priester bestellt, dann hat er eine tantrische Lehrerin gehabt, die ihn eingeführt hatte in Kundalini-Praktiken. Tantrischer Lehrer ist also jetzt nicht sexuelle Praktikten, sondern tantrische Lehren heißt mehr die Kundalini-Techniken. Und danach hatte er noch einen Vedanta-Lehrer, der ihm dann geholfen hat, von Savikalpa Samadhi zu Nirvikalpa Samadhi zu kommen. Er hatte dort also mehrere Lehrer gehabt.

So ähnlich war es auch bei Swami Sivananda. Swami Sivananda hat die Grundlagen schon gelernt von seinem Vater. Als Kind hatte er die ersten spirituellen Erfahrungen. Später hatte er einen Selbstverteidigungskünstler als Lehrer, der ihm insbesondere einiges über Prana beigebracht hat, dann hatte er einen Hatha Yoga Lehrer; jemand muss ihm Harmonium und Tambura und Singen beigebracht haben; dann ging er nach Malaysia, dort bekam er dann einen vedantischen Lehrer, der ihn in Vedanta eingeführt hat. Schließlich kam er zurück nach Indien und dort fand er dann in Rishikesh seinen sogenannten Sadguru, also der Lehrer, zu dem er dann die Herzensverbindung hatte, die innere Verbindung, und von dem er sich dann zeitlebens weiter geführt gefühlt hatte. Aber das war nur einer, der blieb nur eine Woche in Rishikesh; den sah Swami Sivananda nur kurz und hatte danach auch nur kurz brieflichen Kontakt mit ihm. Die weiteren Dinge lernte er dann von einem Swami Vishnu-devananda, der da in Rishikesh war, der dann zwar nicht sein Sadguru war, der ihm aber einiges beigebracht hat, ihm gesagt hat, wo er was praktizieren kann, wo er was lernen kann, welche Schriften er lesen könne und wie ein Leben eines Swami so eigentlich ist. Und er hatte auch noch einen fortgeschrittenen Hatha Yoga Lehrer, der ihm Pranayama, Mudras, Bandhas, und die ganzen Kundalini Praktiken beibrachte.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Yoga heißt Geschick im Handeln

Das gilt auch, im Beruflichen natürlich geschickt vorzugehen. Wenn man beruflichen Ehrgeiz hat, ist ein gewisses Rajas natürlich immer dabei. Und Rajas, wenn man da viel hat, ist durchaus am besten, es im Beruf auch auszuleben. Wie ich gestern gesagt habe, es wäre wünschenswert, wenn spirituelle Aspiranten mehr beruflichen Ehrgeiz hätten. Es wäre gut, wenn mehr spirituelle Menschen Vorstandsvorsitzende von internationalen Konzernen wären. Es wäre auch gut, wenn mehr Ministerpräsidenten, und Bundeskanzler, Präsidenten, spirituelle Aspiranten wären. Allerdings, dazu braucht es schon recht viel Ehrgeiz, und da muss man auch einiges an Schlägen aushalten können. Vermutlich, um Politiker zu sein, ist eine der wichtigsten Eigenschaften ein dickes Fell. Bereitschaft, getreten, geschlagen, geprügelt, ungerecht angeklagt zu werden, trotzdem freundlich lächeln, Kritik ernst zu nehmen, aber weder aggressiv zu reagieren noch deprimiert zu werden. Und manche halten das nur aus, weil sie auf diese Weise ihre Machtbedürfnisse befriedigen. Sie nehmen viel dafür in Kauf. Und das ist oft das Problem bei spirituellen Aspiranten: Warum sollte ich mir das antun? Dann ist es manchmal so, dass die Politiker weiter dran bleiben, die so etwas aushalten, mehr für Machtbedürfnis, und dass manchmal die Politiker, die ursprünglich in die Politik gegangen sind, um etwas Gutes zu tun, sich fragen, warum soll ich mir das antun. Glücklicherweise gibt es aber auch heute eine Reihe von Politikern, die diesen Anfangsoptimismus, den sie anfangs in die Politik gebracht haben, auch heute noch haben und halt lernen müssen, das Spiel der Politik zu spielen.

Jetzt im Beruflichen gilt bei all dem aber Sattwa. Und dazu gehört insbesondere die Ethik. Also wenn man einen Beruf hat, wo man viel betrügen muss, dann sollte man den Beruf wechseln. Wenn man einen Beruf hat, der bedingt, dass man andere bewusst schädigt oder auch größere Schädigungen in einem Übermaß an der Umwelt oder andere Lebewesen in Kauf nehmen muss, dann müssen wir auch den Beruf wechseln.

Ich erzähle da gern ein Beispiel: In einer der 2-Jahres-Ausbildungen, die ich ganz am Anfang gegeben habe, gab es einen Teilnehmer, der war Metzgermeister. Und der hat relativ bald gemerkt, er kann nicht weiter töten. Und er kann auch nicht weiter töten lassen. Das geht nicht. Und das war auch für ihn beruflich richtig schwierig. Er hatte nur einen Hauptschulabschluss und ansonsten war er Metzgermeister. Und als solcher hatte er einen guten Beruf, ein gutes Ansehen, und auch gut verdient. Aber was kann ein Metzgermeister sonst machen. Gut, er wurde dann arbeitslos und hat eine Umschulung bekommen. Damals, vor 15, 16 Jahren, wurde man grundsätzlich in Internet-Designer oder Netzwerk-Administrator umgeschult und eine ganze Weile ist er arbeitslos geblieben. Aber die Geschichte hat ein Happy End, er hat dann wieder einen guten Job gefunden, tatsächlich als Netzwerk-Administrator, hat sich danach auch wieder selbständig gemacht und dann auch wieder gut verdient. Aber erst mal musste er bereit sein, Einbussen hinzunehmen.

Es gibt manche Berufe, die kann man als spiritueller Aspirant meines Erachtens nicht ausführen.

Es gibt andere Berufe, die kann man als spiritueller Aspirant anders ausführen.

Ich kannte z.B. einen Rechtsanwalt, der auch sehr spirituell war. Er hat gesagt, er nimmt keinen Fall an, wo er nicht von der Unschuld seines Klienten überzeugt ist. Und das macht er schon seit vielen Jahren und deshalb gewinnt er relativ gut vor Gericht. Das hat sich nämlich herumgesprochen. Die Richter wissen, dieser Anwalt, wenn der kommt, der hat hohe ethische Ideale, wenn er einen Fall übernimmt – man weiß zwar nicht, ob sein Klient ihn betrügt, das kann ja auch sein – aber die Richter sind sehr viel mehr geneigt, ihm zu glauben, als einem anderen, wo man annimmt, der versucht einfach nur Rechtsverdreher zu sein. Und so war er sehr nachgefragt und hat auch gut verdient. Aber er sagt, manchmal muss er auch Dinge ablehnen.

 

Und genauso gibt es dann andere Anwälte, die sagen, so einfach ist das nicht. Ich kenne ja meine Klienten nicht und deshalb sind sie einfach nur Vertragsanwälte und nicht Prozessanwälte in Strafrechtsgebieten. Also, man muss sich dann entscheiden, auf welchem Gebiet man aktiv werden will.

Oder wenn manVerkäufer ist, dann wird man vielleicht nur das verkaufen, von dem man mindestens zu Drei Viertel überzeugt ist. Und auch das spricht sich herum. Eine Weile wird man dort mal Einbussen haben. Langfristig: Ehrlich währt am längsten. Gerade hier im Beruflichen ist das wichtig.

Aber den perfekten Beruf gibt es letztlich auch nicht.

Eine Krankenschwester tut viel Gutes. Andererseits hat die Schulmedizin auch ihre problematischen Seiten. Ob man deshalb gleich den Beruf wechseln muss, muss man überlegen. Also, meiner Ansicht nach, als Krankenschwester sicher ein Beruf, wo man sehr viel Gutes tun kann. Auch wenn die heutigen Arbeitsbedingungen nicht so sind, wie man sie gerne hätte. Ich habe große Hochachtung vor den Pflegern, Krankenschwestern und Ärzten.

Und noch ein Ratschlag auf beruflicher Ebene oder noch zwei.

Das eine ist: Wenn ihr in einem gewinnzielorientierten Unternehmen seid, dann müsst ihr auch die Spiele mitspielen. Und ein Spiel in einem gewinnzielorientierten Unternehmen nennt sich auch: Tue Gutes und sprich darüber. Und in meiner Erfahrung unter spirituellen Aspiranten wird das oft vergessen. Sie machen überstunden, helfen den Kollegen, setzen sich für die Firma ein, aber aus Bescheidenheit denken sie, das lassen sie keinen wissen. Und nachher beschweren sie sich, dass es so ungerecht in ihrer Firma zugeht. Wenn man nicht aufsteigen will, ist es ja ok, wenn man so handelt. Aber ich meine, es ist auch gut, aufzusteigen.

– Fortsetzung folgt –

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Der spirituelle Weg lehrt im Hier und Jetzt zu sein

Eine Aufgabe auf Vicharana ist, sich selbst anzunehmen, wie wir sind, lernen, mit uns selbst umzugehen. Zu wissen, die Erleuchtung kommt vermutlich nicht an einem Tag und es wird nicht so sein, dass wir ein paar Jahre nur durchhalten müssen und dann eines Tages aufwachen, alle Probleme sind verschwunden und bis dahin nehmen wir alles andere in Kauf. Deshalb heißt es ja auch: Der Weg ist das Ziel. Auch wenn ich vorgestern gesagt habe, dass ich nicht so 100% mit dieser Aussage einher gehe. Aber auf einer anderen Ebene stimmt es. Wir sollten nicht alles in Kauf nehmen mit der Hoffnung, dass vielleicht in ein paar Jahren oder in einer Zukunft plötzlich auf zuwachen und alle Probleme sind verschwunden. Sondern auf dem spirituellen Weg auch lernen, ihn jetzt auch zu genießen, lernen, auch jetzt ein schönes Leben zu haben, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren.

 

Auch wenn es ab und zu mal gilt, mal auch etwas Unangenehmes zu machen. Auch mal morgens früher aufzustehen, auch wenn man keine Lust dazu hat. Auch mal sich selbst zu beherrschen, in vielerlei Hinsicht.

Zu diesem Aspekt der Selbstannahme und eines glücklichen Lebens eines spirituellen Aspiranten, nicht nur in der Zukunft, sondern auch heute, gehört auch das sattwige Leben der verschiedenen Bedürfnisse.

Ich hatte diesbezüglich gestern über einige Bedürfnisse von Kama, Sinnesbefriedigung und Befriedigung von emotionalen Bedürfnissen gesprochen.

Ich will als Beispiel auch noch auf Artha eingehen, Wunsch nach Reichtum, Wohlstand, finanzieller Absicherung oder auch  Ruhm und Macht. Solche Wünsche zu haben, gehört auch zu den Purusharthas. Diese vier nennen sich Purushartas, die Bestrebungen des Menschen. Eigentlich die Bestrebungen, die es wert sind, verfolgt zu werden.

Vielleicht noch als Zwischenschritt: Ich hatte gestern etwas davon gesprochen, dass das wie eine Art Reihenfolge ist. Dass in der ersten Inkarnation Kama überwiegt, in der nächsten Artha, in der nächsten Dharma und schließlich Moksha. Einerseits stimmt das. Auf der anderen Ebene dürfen wir es nicht so starr sehen und nehmen. Im gleichen Menschen kann man die eine und die andere Kategorie sehen, und mal kann die eine bei einem Menschen wichtiger sein und mal die andere.

Und auch als spiritueller Aspirant, wo Moksha eine große Rolle spielt, hat man Bedürfnisse auf allen Ebenen. Bei einigen Aspiranten ist Moksha zwar da, aber gleichzeitig auch eine der anderen Ebenen stark ausgeprägt. Einige Aspiranten haben außer Moksha mehr Bedürfnisse auf der Kama-Ebene. Sie sind nicht daran interessiert, reich zu werden und die Welt zu verbessern, nicht unbedingt so ihr Ding, sondern sie wollen ein einfaches, angenehmes, gemütliches Leben haben, aber auch zur Selbstverwirklichung kommen.

Und andere gibt es, die wollen die Selbstverwirklichung. Auf der anderen Ebene haben sie aber durchaus auch einen starken Ehrgeiz, also die Artha-Ebene ist stark.

Gut, und dann bei vielen ist tatsächlich außer Moksha Dharma besonders stark. Es ist auch wichtig zu schauen, auf welcher Ebene ist mein Bedürfnis besonders stark. Wenn es irgendwo nicht besonders stark ist, brauchen wir auf dieser Ebene auch nicht besonders viel zu tun.

Also, angenommen, auf der Artha-Ebene ist ein starker Ehrgeiz da. Da spricht auch nichts dagegen, diesem Ehrgeiz nachzugeben. Wenn man nämlich diesem Ehrgeiz im Beruflichen keinen Ausdruck gibt, dann manifestiert er sich oft dann im Spirituellen. Und dann will man vor anderen prahlen, wie viel Pranayama man macht, und wie großartig man die Bhagavad Gita auswendig gelernt hat, und wie viel Tage man gefastet hat. Also wenn man ein gewisses Bedürfnis nach Anerkennung hat, dann sollte das am besten im Beruflichen befriedigt werden und nicht in den spirituellen Praktiken.

 

Jetzt gilt es auch, diese Bedürfnisse auf sattwige Weise zu befriedigen, und im Beruf heißt das, auf ethische Weise.

Tamasige Befriedigung von beruflichem Ehrgeiz würde heißen, über Leichen zu gehen und nach mir die Sintflut, Hauptsache ich komme hoch.

Rajasig ist auch eine gewisse Rücksichtslosigkeit, wo es einem nur um einen selbst geht, aber es ist wenigstens nicht zerstörerisch wie das Tamasige.

Tamasig ist auch noch etwas anderes: Man bemüht sich auf alle mögliche Weise, aber man ist gänzlich ungeschickt. Also auch das ist eine Manifestation, auf tamasige Weise seinen beruflichen Ehrgeiz befriedigen zu wollen.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Positive Gedanken kultivieren

Dann gibt es aber auch Schattenseiten, die man nicht so einfach leben kann und die man nicht so einfach loswerden kann. Da haben die meisten Menschen Schattenseiten, vor denen man schon Angst haben kann. Bei den einen sind das Selbstmordgedanken. Bei den anderen sind es aggressive Gedanken. Mordgedanken gegenüber anderen. Ich habe jetzt bewusst diese beiden genommen, die extrem sind. Wenn man solche Schattenseiten in sich hat – manchmal vergehen sie von selbst, wenn man Yoga macht. Manchmal vergehen sie nicht. Und man muss lernen, sich damit zu arrangieren. Diese sollte man nicht leben im Sinne von sie ausleben. Man sollte lernen, diese Schattenseiten sind in mir drin, diese Fantasien kommen vielleicht öfter mal, aber ich werde sie nicht leben. Ich bin deshalb kein schlechter Mensch. Und du kannst Gelassenheit üben – auch gegenüber deinen eigenen Schattenseiten. Du kannst lernen, mit ihnen zu leben – und feststellen, du kannst auch von deinen Schattenseiten lernen.

Hier sollte man sich auch hüten vor Überbewertung von Gedankenkraft.

Mir hat mal eine Frau gesagt – ich war auf Besuch in einem Zentrum – „Ich würde ja gern in den Ashram kommen, aber ich kann nicht.“ Da habe ich sie gefragt, warum nicht. Dann hat sie erst herum gedruckst und dann gesagt, ja, sie sei so negativ, das könne sie nicht machen. Dann habe ich weiter geforscht: „Was soll das heißen?“ – Ja, wenn sie in den Ashram käme, dann wäre die ganze Atmosphäre stören. Dann habe ich gesagt: „Überschätze dich mal nicht“. Schließlich hat sie gesagt, sie hätte jemanden umgebracht. Da habe ich gedacht: Was mache ich denn jetzt. Fällt das unter das Beichtgeheimnis, obgleich ich kein Pfarrer bin, oder gehört das zur staatsbürgerlichen Pflicht, muss ich es dann dem Staatsanwalt übergeben. Aber jetzt wollte ich es trotzdem wissen. Irgendwie ist mir dann so etwas Flapsiges herausgerutscht: „Wie hast Du es denn angestellt?“  – Manchmal rutscht einem ja das heraus, was in einer Situation gerade angebracht ist. Dann hat sie gesagt, sie hätte einen Chef gehabt, der sei ein richtiger Fiesling gewesen, und eines Morgens hätte sie gedacht: „Wenn er nur bei einem Autounfall umkommen würde“. Und am Nachmittag hat sie gehört, er ist an einem Autounfall ums Leben gekommen. – Es hat einiges an Überredungskunst gekostet, ihr klar zu machen, mit einfachen Gedanken bringt man keinen Menschen um. Wenn er so ein Fiesling war, dann haben das vermutlich viele Menschen diese Gedanken gehabt, und zudem, solche Gedanken haben nicht diese Kraft. Es war ein zufälliges Einhergehen von negativen Gedanken, die man hatte, Aggressionsgedanken, und äußeren Ereignissen. So machtvoll sind Gedanken nicht. Wir brauchen uns da kein schlechtes Gewissen zu machen.

Man sollte natürlich positive Gedanken kultivieren. Positive Gedanken entwickeln ist gut, aber wir brauchen uns kein schlechtes Gewissen zu machen, wenn wir ab und zu mal diese negativen Gedanken haben. Allerdings können wir die negativen Gedanken auf eine andere Weise umgehen. Wir können uns bewusst machen, wenn sie kommen, ist es vermutlich ein bestimmter Geisteszustand, der damit einhergeht. Und anstatt und furchtbar über die negativen  Gedanken ein schlechtes Gewissen zu machen und zu überlegen, was könnte ich denn noch alles machen, um sie abzustellen, könnte man eher überlegen: Was ist sonst los? Vielleicht braucht man ein bisschen mehr Ruhe. Vielleicht sollte ich lernen, meine Aggressivität anders zu leben. Vielleicht gibt es jemanden, der Dinge tut, die nicht gut sind, und ich sollte mich dort geschickt mal zur Wehr setzen. Wie auch immer. Man kann sie als Zeichen ansehen. Wir brauchen uns nicht deshalb über uns selbst schlechte Gedanken machen, wir brauchen uns kein schlechtes Gewissen zu machen, aber wir können es als ein Zeichen sehen, irgendwo aktiv zu werden und mit der Zeit ist es sehr viel praktischer, diese destruktiven Schattenseiten als ein Anzeichen für etwas anderes zu sehen oder sie zum schlechten Gewissen führen zu lassen oder auch zu probieren, dass so etwas nie wieder auftaucht und es dann als persönliche Niederlage zu empfinden, wenn sie dann doch wieder auftauchen.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Schattenseiten anschauen können

Ich kann mich noch erinnern, ich hatte mal eine Teilnehmerin, die die YogalehrerAusbildung gemacht hatte und dann bei einem Weiterbildungsseminar ihr Leid geklagt hat von ihren Kindern, die ihr Zimmer nicht aufräumen würden, alles Chaos. So viel Energie würde dort drauf gehen. Morgens würde sie zwar ihre spirituelle Praktiken machen und dann würde sie zur Arbeit gehen, und das sei auch alles OK, aber mit den Kindern… Dann habe ich ein bisschen mit ihr gesprochen und da hat sich herausgestellt, sie war so jemand, die da einen Schatten hatte. Bei ihrem Arbeitsplatz war sie die Vorgesetzte, so konnte sie ihre Vorstellung von Ordnung auch durchsetzen. Aber bei den Kindern hat das nicht so geklappt.

Da habe ich ihr geraten, sie sollte nach Hause gehen, in ihr Schlafzimmer, alle Schubladen ausräumen, gleichmäßig um ihr Bett verteilen und außerdem sollte sie bei ihrer Yogapraxis eine Asana bewusst falsch machen. Natürlich nicht so, dass es schädlich ist. Man kann ja z.B. im Schulterstand die Beine ein bisschen auseinander haben oder in der Entspannung den Kopf leicht schief und den einen Arm so und den anderen so…Natürlich nicht in der Vorwärtsbeuge ein Rundkreuz machen, nichts, was schädlich ist. Und einmal die Woche soll sie die Asanas bewusst ganz falsch machen.Und sie hat das auch gemacht. Viele Menschen setzen ja die Ratschläge, die man gibt, nicht um. Aber sie hat es ausprobiert. Beim nächsten Weiterbildungsseminar hat sie mir erzählt, der Ratschlag habe Wunder gewirkt. Zum einen bei den Kindern. Als die Kinder gesehen haben, Mami hat in ihrem Schlafzimmer so unaufgeräumt – die haben sofort ihr eigenes Zimmer aufgeräumt. Es hat Wunder für sie selbst bewirkt. Sie hat nämlich eine kreative Ader in sich entwickelt. Und es hat Wunder bei ihrem Job bewirkt. Sie hat die eigentlich lang fällige Beförderung bekommen. Sie hatte gemeint, ihre ganz disziplinierte Art würde am Arbeitsplatz gut ankommen aber irgend jemand mag sie nicht, deshalb wird sie nicht befördert. Aber die zwei Ebenen höher hatten gesagt, das ist zwar nett, aber das kann man Menschen eigentlich nicht zumuten, so einen Kontrollierfreak. Und nachdem sie dort auch ein bisschen entspannt hatte, hat sie dann sofort ihre Beförderung bekommen – von ihrer fachlichen Fähigkeit war sie gut – aber irgendwie hatte man vorher gedacht, wenn sie dann andere Teamleiter hat, die unter ihr arbeiten sollen, das wird nicht gut gehen, denn die wollen ja auch ihre Freiheiten haben.

 

Also das als Beispiel für einen unterdrückten Schatten – und wie man durch Integration seines Schattens Gelassenheit entwickeln kann.

Übrigens, wenn ihr jetzt ordentliche Menschen seid und es Euch nicht stört, wenn Euer Nachbar oder Arbeitskollege alles ordentlich hat – so lange es Euch nicht selbst behindert – dann habt ihr dort keine Schattenseite, dann braucht ihr jetzt auch nicht Euren Schreibtisch aufzuräumen. Aber wenn jemand etwas tut, was nicht wirklich ethisch verwerflich ist, und Euch sehr stört, habt ihr vielleicht irgendeine Schattenseite, mit der ihr Euch eventuell mal beschäftigen könnt. Auch, wenn ihr ein Chaotiker seid, aber Euer Arbeitskollege nervt Euch vielleicht, weil er alles so Etepetete hat – könnt ihr vielleicht auch mal eher Ordnung schaffen, statt sich zu bekämpfen.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Wunsch nach Befreiung und Geduld

Dann gilt es auch, Shatsampat, die Tugenden von Gleichmut und geistiger Stärke, und den Wunsch nach Befreiung, Erleuchtung, spirituellem Wachstum zu kultivieren.

Bei all dem gibt es viele Paradoxien auf dem spirituellenWeg.

Zum Einen ist es durchaus wichtig, sich der Dringlichkeit der spirituellen Entwicklung bewusst zu machen. Wir wissen nicht, ob wir heute Nachmittag noch leben. Als Beispiel. So sollte man sein Leben auch so leben, dass man es nicht bedauern würde, wenn man den morgigen Tag nicht mehr erlebt. Zum Anderen sollte man sein Leben aber auch so leben, dass wir es auch nicht bedauern würden, wenn wir jetzt noch hundert Jahre leben würden. Wenn wir so leben, haben wir ein erfülltes Leben gelebt. Wer nur so in den Tag hinein lebt, dann werden wir vielleicht in 50 Jahren einiges bedauern. Und wenn wir nur langfristig planen und dann morgen entweder nicht mehr leben oder nicht mehr so leben können, wie wir es gewünscht hätten, dann würden wir vielleicht auch Einiges bedauern. So gilt es, beidem Rechnung zu tragen: Es gilt, eilig zu sein, aber auch geduldig zu sein.

Es ist wichtig, Mumukshutwa zu entwickeln, aber es ist auch wichtig, gleichzeitig Geduld zu entwickeln.

Und hier möchte ich gerade den Enthusiasten unter Euch auch sagen, gerade am Anfang: Es gibt einige Dinge, die gehen auf dem spirituellen Weg schnell. Es gibt sicher einige, die vorher Probleme hatten, die fast abfallen, wenn man beginnt auf dem spirituellen Weg. Es gibt erstaunlich viel Menschen, die dann ohne Schwierigkeiten mit Rauchen aufhören können. Es gibt erstaunlich viele, die ohne Schwierigkeiten ihre Ernährung umstellen. Es gibt erstaunlich viele, die andere destruktive Gewohnheiten plötzlich los werden. Es gibt einige, die plötzlich mehr Energie haben für so viele gute Dinge im Alltag tun. Einiges geht schnell.

und einiges geht nicht so schnell. Yogis würden sagen, das was wir an Problemen nur in diesem Leben angeschafft haben, das geht vielleicht schnell. Das, was wir uns in früheren Leben angeschafft haben – oder vielleicht auch in diesem Leben, was etwas tiefer geht – das dauert länger.

Und so ist auch eine Aufgabe auf Vicharana, sich auch anzunehmen mit seinen Schwächen, und mit seinen eigenen Marotten. Vielleicht auch mit seinen Schattenseiten. Ihr werdet wahrscheinlich alle schon gehört haben von dem Konzept des Schattens, und wie wichtig es ist, den Schatten zu integrieren. Diese Aussagen stammen ja von C.G. Jung, und C.G. Jung hat da eigentlich zwei verschiedene Schattenseiten unterschieden, zumindest in seinen späteren Schriften.

Zum einen gibt es Schattenseiten, die wir nicht leben in uns, die wir aber eigentlich leben könnten, die wir aber nicht leben, weil wir Angst davor haben und wo es gut wäre, wenn wir sie leben würden. Machen wir es konkreter: Also, angenommen, ihr seid ein sehr ordentlicher Mensch, und Euch nervt es furchtbar, wenn Eure Arbeitskollegen auf ihrem Schreibtisch Chaos haben. Das kann auf eine Schattenseite hinweisen: ihr würdet eigentlich auch gern ein bisschen Chaos zulassen und leben, aber ihr habt Angst, wenn ihr das zulasst, dann überkommt es euch und alles wird ganz furchtbar. Oft kommen einem die Schattenseiten auch über die Kinder entgegen. Oft leben die Kinder die Schattenseiten, die man nicht leben will. Dort würde man raten, das wäre etwas, was man leben sollte. Man braucht keine Angst davor zu haben.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.