Kreativ mit Entspannung und Yoga

Eine Theorie besagt: erst war die Agrargesellschaft, dann die Industriegesellschaft, jetzt befinden wir uns in der Wissensgesellschaft und als nächstes kommen wir in die Kreativitätsgesellschaft. Von der Agrarwirtschaft mit all diesen Maschinen braucht man nur noch ein paar Prozent. In der  Industrie produzieren inzwischen die Chinesen das meiste und der Rest wird durch Roboter hergestellt, nicht durch Roboter auf zwei Beinen, sondern durch die Maschinen. Während früher in der Firma zigtausend Beschäftigte waren, machen das heute ein paar Hundert und die paar Hundert machen eigentlich nichts als die Maschinen angucken.

Gut, wenn jetzt die Wissensgesellschaft wichtig ist, zählt die Kommunikation. Aber inzwischen sind wir so weit, dass Computer ihre eigenen Programme schreiben können. Hier wird eine ganze Menge von dem, was frührer in Büros gemacht wurde heute nach Indien umgeleitet. In Amerika ist das oftmals bei  (die Inder sprechen nämlich Englisch)  Steuerberatern, Finanzbuchhaltern bis zur Rechtsberatung. Der durchschnittliche Amerikaner, der eine Gebrauchsanweisung nicht lesen kann und deshalb eine Hotline anruft, landet in Indien und nicht in Amerika. Man bekommt es aber nicht mit. Eine Weile, wenn man hier angerufen hat, ist man in Irland ausgekommen. Inzwischen ist das nicht mehr der Fall, weil jetzt dort die Mieten und die Löhne höher sind als in Deutschland.

Jedenfalls wandert das auch ab und die nächste Gesellschaft ist die Kreativitätsgesellschaft. Kreativ können Computer noch nicht sein und da die aufstrebenden Wirtschaften bisher mehr an das logischen und technische Denken gewöhnt sind, ist der nächste Schritt die kreativen Berufe, die werden weiter bleiben, sie sind zukunftssicher. Dort spielt dann wieder Entspannung und Yoga eine besondere Rolle. Nicht umsonst ist in den kreativen Berufen die Praxis von Yoga erheblich überrepräsentiert, gerade in Amerika. In Amerika wird man kaum einen Schauspieler oder Künstler finden, der nicht entweder Yoga praktiziert, praktiziert hat oder irgendetwas daraus genommen hat. Man kann einfach besser kreativ sein, singen, tanzen, produktiv sein, neue Ideen haben, wenn man Yoga übt. Auch Menschen, die herausfinden wollen: „Was will ich eigentlich?. Wenn wir Yoga üben, wird es uns eher bewusst.

Das kann übrigens manchmal auch zu einem Problem werden und zwar wird das insbesondere für die Mitmenschen manchmal zu einem Problem. Ich kann euch da eine lustigen Anekdote erzählen. Zur Anfangszeit hier hatten wir nicht so viele Seminarteilnehmer wie jetzt und gerade bei diesen Zwei-Jahres-Ausbildungen hatten wir nicht mehr als 35-40 Teilnehmer. Da habe ich die Teilnehmer noch einzeln persönlich verabschiedet und relativ häufig wurden Teilnehmerinnen von ihrem Mann abgeholt. Es ist eigentlich fast nie ein Teilnehmer von seiner Frau abgeholt worden. Ab und zu hat dann der Mann die Gelegenheit ergriffen mal mit mir zu sprechen. Eines ist mir aufgefallen, sie haben öfters gesagt: „Ich hab da mal die Bücher von meiner Frau gelesen. Da heißt es, dass man auch selbstlos dienen soll. – Das konnte meine Frau besser bevor sie mit Yoga angefangen hat … .

Auch auf dem spirituellen Weg gibt es eine wichtige Phase: etwas mehr auf sich selbst zu hören,  sich vielleicht etwas mehr Zeit für sich selbst zu nehmen und mit dieser neu gefundenen Kraftinspiration dann wieder anderen zu helfen. Das ist übrigens manchmal etwas schwierig wenn man einen Aschram leitet. Viele Menschen die in den Ashram kommen praktizieren Yoga, sie lernen mehr auf sich selbst zu hören und spüren, was sie so tief vom Herzen her wollen … Aber, das Essen muss trotzdem um 11 Uhr auf dem Tisch sein und die Buchhaltung muss auch gemacht werden. Wenn jemand, der sich ursprünglich für die Buchhaltung gemeldet hat plötzlich das tiefe Gefühl hat, er will statt dessen im Garten arbeiten … , dann versteht ihr, dass einen Aschram zu leiten nicht immer einfach ist. Aber es ist etwas sehr schönes. Es führ zu herzlicheren Menschen, mit denen man umgeht.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Erfolg und Ausstrahlung

Wenn Artha überwiegt, kann man auch nur so mit Menschen umgehen. Ebenso ist es mit Dharma. Es gibt Menschen, die sind einfach für andere da. Das war schon immer ihre Hauptmotivation im Leben. Sie ist es jetzt und wird es auch bleiben. Auch hier hilft es, wenn wir wissen, dass bestimmte Menschen mit denen wir umgehen auf dieser Ebene ihre Motivation haben. Ihr seid angehende Yogalehrer und Menschen die Yogakurse besuchen kommen genauso aus unterschiedlichen Motiven. Das schöne an Yoga ist, Yoga kann auf allen vier Kategorien helfen. Schon auf der ersten Ebene, Karma: Yoga hilft, dass man gesünder ist, Yoga fühlt sich toll an. So eine Asanastunde ist auch eine besinnliche Erfahrung. Es ist etwas schönes. Es hilft, dass einem das Essen besser schmeckt. Es hilft, dass man das Frühjahr besser genießen kann. Vielleicht auch, dass man das Zusammensein mit dem Partner besser genießen kann, wenn man entspannt und offen ist. Also, Yoga hat auch etwas, das zur Sinnesbefriedigung gut ist. Für viele Menschen spielt gerade dieser gesundheitliche Aspekt und das Heilen von Krankheiten und das Loswerden von Stress eine wichtige Rolle.

Auf der Artha Ebene gilt: um erfolgreich zu sein, braucht man Energie und Ausstrahlung. Manche Menschen kommen zum Yoga um mehr Energie zu bekommen. Auf dem vorletzten Yogakongress wurde eine empirische Studie vorgestellt, die zeigt, dass die Mehrheit der Menschen kommt um mehr Energie zu bekommen, wie auch immer man das definieren will. Eine der Hauptwirkungen vom Hatha Yoga ist ja, dass Prana, die Lebensenergie, erhöht wird und das kann für den beruflichen Erfolg hilfreich sein. Wenn ein Personalchef zwei Bewerber vor sich hat. Der eine hat keine Energie und der andere strahlt die Energie aus. Wen wird er wohl einstellen? Wenn es um Beförderung geht, der eine ist immer ein Griesgram und in seiner Gegenwart des zweiten blühen auch die anderen auf. Wer wird wohl befördert werden? Prana hilf so auch für beruflichen Erfolg. Yoga kann auch dort hilfreich sein.

Dharma – Bei vielen Menschen geht es nicht darum viel Kohle zu machen, sondern sie wollen anderen helfen und dienen. Das Burn-out-Syndrom ist recht verbreitet unter diesen Menschen. Ich habe erst vor kurzem einen längeren Vortrag darüber gehört und dort hieß es, dass diejenigen am Gefährdesten sind für Burn-out, die besonders engagiert sind. Die wenig Engagierten sind wenig Burn-out gefährdet. Die werden sich in ihrem Beruf nicht übermäßig anstrengen. Es gibt zwar äußeren Stress und vielleicht machen sie auch einmal krank oder werden krank, aber es sind die besonders Engagierten und hoch Motivierten, die unter Burn-out leiden können. Besonders in helfenden und lehrenden Berufe steigt die Gefahr noch mehr, wenn der Mensch engagiert ist.. Dessen sollte man sich bewusst. Eine Möglichkeit dem vorzubeugen ist, Yoga zu üben. Man übt regelmäßig Yoga und lädt sich so immer wieder auf. Denn, wir können auch nur so viel geben, wie wir selbst haben. Man muss etwas für sich selbst tun, um anderen geben zu können. Das ist so, wie ein Blutkreislauf. Es gibt da eine schöne Analogie. Wenn das Herz das Blut pumpt, welches Organ bekommt als erstes das Blut? Das Herz selbst! Die Wege sind am kürzesten. Es ist natürlich nicht so, dass das Blut erst zum Herzen, dann zu den Lungen und dann zu den Nieren geht, so ist der Blutkreislauf nicht aufgebaut, sondern, der Weg vom Herzen zum Herzen ist am kürzesten. Das Herz ist ganz egoistisch oder ganz unspirituell. Angenommen, das Herzwürde sich nicht selbst zuerst das Blut geben. Es würde nach einer Weile niemand sonst Blut bekommen und der ganze Körper würde sterben.

Wer von euch mal geflogen ist, wird wissen, zu Anfang wird immer ein Video gezeigt oder die Stuardessen vollführen ein Schauspiel dem keiner zuschaut. Aber, wenn ihr dort mal zugehört habt, dann habe ihr gehört: Wenn der Luftdruck abfällt, fallen die Sauerstoffmasken runter. Wenn ihr ein Kind habt, wem sollte Frau / Mutter zuerst die Sauerstoffmaske geben? Sich selbst! Das widerspricht jedem Mutterinstinkt. Warum ist das aber wichtig? Damit ihr euch anschließend ums Kind kümmern könnt. Angenommen es dauert zu lange und das Kind fällt in Ohnmacht, das ist nicht weiter tragisch. Die Mutter kann dem Kind noch wenn es in Ohnmacht gefallen ist die Sauerstoffmaske überstülpen und das Kind kommt wieder zurück zum Bewusstsein. Aber angenommen die Mutter nimmt sich die Zeit dem Kind die Sauerstoffmaske überzustülpen und fällt selbst in Ohnmacht. Sie kann dem Kind anschließend nicht mehr weiterhelfen. Typischerweise wird das Kind die Sauerstoffmaske wieder runter nehmen. „Es ist ja irgendwie blöd da so eine Sauerstoffmaske zu haben. Beide können sterben.

Es gibt also viele Menschen die Yoga üben, um anderen besser helfen zu können. … oder auch, um besser zu ihren Talenten und zur Kreativität zu kommen. In diesem Bezug habe ich mich mal mit Kreativitätstheorien oder -ratschlägen beschäftigt. Heute weiß man, eine der besten Weisen kreativer zu sein, ist Entspannung zu üben. Wenn man ein Buch liest über Kreativitätsentwicklung, gehören immer Tiefenentspannungstechniken dazu.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Geschichte: Brülle wie ein Berglöwe, und blöke nicht wie ein Schaf

Die Geschichte vom Berglöwen und von Schafen – eine Geschichte vom Aufwachen aus der Täuschung. Diese Berglöwe Geschichte ist eine uralte Yoga Geschichte – viele Yoga Meister haben immer wieder gerne diese Geschichte vom Berglöwen und Schafslöwen erzählt. Lies selbst:

Es war einmal vor langer, langer Zeit eine Berglöwin, die war tragend und im Moment der Geburt ist sie gestorben. Nur eines der Berglöwenbabys hat überlebt und das mauzte und schrie nach seiner Mutter. Zum gleichen Zeitpunkt gab es eine Schafsmutter, die auch tragend war. Als sie gebar, waren alle Lämmlein tot geboren. Die Schafsmutter schrie vor Verzweiflung nach ihren Lämmern. Schließlich fand die Schafsmutter das Löwenbaby und adoptierte es. Das Berglöwenbaby trank die Milch der Schafsmutter, wuchs auf, fing an zu blöken wie ein Schaf, fing an Gras zu fressen wie ein Schaf und dachte, es wäre ein Schaf. Es merkte natürlich, dass es ein bisschen anders war als die anderen Schafe und wuchs so auf, wie ein Schaf mit Minderwertigkeitskomplexen.

Eines Tages kam der Berglöwe. Der König des Waldes! Er wollte mal nach dem Rechten sehen. Unten sah er die Schafsherde und – inmitten der Schafsherde sah er dort einen anderen Berglöwen. Dieser Löwe lief offensichtlich ganz verschüchtert mal hier-, mal dorthin und wurde von den anderen Schafen hin und her geschubst. Der alte Berglöwe dachte: „Was für eine Schande für meine königliche Familie!“ Er rannte dort runter. Die Schaf stoben in alle Richtungen davon und der Berglöwe nahm den Schafslöwen am Nackenfell und sagte ihm: „Was machst du denn hier?“ der Schafslöwe antwortete „Bäh, bäh, bäh, lass mich in Ruhe. Ich bin der einzige Sohn meiner Mutter.“ „Deine Mutter? Wo ist sie denn?“ – „Sie rennt dort hinten, aber du kriegst sie nicht mehr.“ – „Aber, das ist doch ein Schaf!“ – „Ja natürlich!“ – „Aber du bist doch ein Berglöwe, wie ich !“ – „Nein, nein, ich bin ein Schaf. Bitte erzähl mir keine Geschichten vom Berglöwen. Lass mich in Ruhe. Ich bin der einzige Sohn meiner Mutter und muss mich um sie kümmern.“ – „Was erzählst du für eine unsinnige Geschichte? Du bist ein Berglöwe wie ich. Du bist jünger als ich. Du könntest stärker sein als ich. Wenn du willst, wehre dich, wie ein Löwe.!“ – „Bäh, bäh, bäh, ich glaube dir ja alles. Aber bitte, lass mich in Ruhe!“ – „Ich werde dir beweisen, dass du ein Berglöwe bist.“ So nahm unser Berglöwe den Schafslöwen am Nackenfell, schleifte ihn zu einem See und sagte: „Jetzt guck, was siehst du dort?“ – „Bäh, bäh, bäh, ich sehe gar nichts.“ – „Öffne gefälligst die Augen, ich tue dir schon nichts! Was siehst du jetzt?“  – „ Ich sehe nur Wellen.“ – „Schnauf nicht so, atme ruhiger!“ – „Atme 3 bis 4 Sekunden lang ein, Bauch heraus, 3 bis 4 Sekunden lang aus, Bauch hinein. Was siehst du jetzt?“ – „Ich sehe dich zweimal.“ – „Schau genauer hin!“ unser Schafslöwe drehte den Kopf nach links und nach rechts. Plötzlich dämmerte ihm etwas. Er schaute fragend den Berglöwen an. Dieser nickte und sagte: „Tat twam asi – DAS bist du.“. Der Schafslöwe antwortete: „Aham simha asmi! Ich bin dieser Löwe!“ und zum ersten Mal in seinem Leben brüllte er wie ein Löwe, wie ein großer Berglöwe und hatte niemals mehr Angst vor irgendetwas.

Was will uns diese Berglöwe Geschichte sagen? Wir sind wie dieser Schafslöwe. Wir sind aufgewachsen im Glaube, „ich bin schwach …,  ich bin dumm …,  ich kann nur wenig …, ich habe diese Beschwerden …,  ich habe jene Beschwerden …, ich bin 46 Jahre alt …, ich bin deutsch, italienisch, französisch …, ich bin Christ, Moslem, Hindu, Buddhist …, ich bin Künstler …, ich bin Handwerker …, ich bin intellektuell …, ich bin ein einfacher Mensch… „. So identifizieren wir uns mit verschiedensten begrenzenden Attributen. Und dann kommt ‚der Berglöwe’. Der Berglöwe in dieser Geschichte steht für den Meister, den Guru. Der Meister sagt: „Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist die ewige Seele. Du bist ‚Sat – chit – ananda’, ‚Sein – Wissen – Glückseeligkeit’!“ Dann sagen wir: „Meister, DU bist die ewige Seele und die Unendlichkeit. Ich bin nur ein armer Schlumpf.“ Sagt der Meister: „Nein! Du bist wie ich. Es gibt keinen Unterschied zwischen dir und mir.“ Auch Jesus hat gesagt: „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“, „Wenn der Jünger vollkommen ist, wird er wie sein Meister.“ So hat er seine Jünger immer wieder aufgefordert. Die Jünger haben immer wieder gesagt, „ …wir wissen nicht …“, „… wir können nicht …“, Jesus hat sie immer wieder aufgefordert: „Seid vollkommen!“ Paulus hat nachher gesagt: „Nicht ich bin, sondern Jesus ist in mir.“

Denke öfter nach an diese Berglöwe Geschichte, an diese Geschichte von Löwen und Schafen. Blöke nicht wie ein Schaf – brülle wie ein Löwe. Wie der Berglöwe in der Geschichte gedacht hat, er sei ein Schaf – und dann erkannte dass er ein Löwe war, so erkenne du, dass du in dieser Lebens-Geschichte kein Schaf bist, der sich vor allem ängstigt. Vielmehr bist du wie ein Löwe, wie ein Berglöwe – sei mutig!

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen

Aufgaben in den verschieden Stufen des spirituellen Weg

Wir wollen uns mit dem Spirituellen Weg befassen und ich werde darüber sprechen, was es für wichtige Stufen gibt, welche Aufgaben es auf jeder Stufe gibt, welche Gefahren es gibt und wie man von der einen zur anderen Stufe kommt. Vor allen Dingen möchte ich über die 2. Stufe zuerst sprechen, weil ich annehme, die Mehrheit von euch befindet sich auf dieser Stufe. Es geht um den spirituellen Weg.

Ich möchte noch eine kleine Einschränkung machen. Angenommen, ihr seid auf den Weg hierher gegangen. Ihr seid hierher gekommen und einige von euch waren noch nie vorher da. Es war etwas, das ihr nicht kennt,. Obgleich der ein oder andere vielleicht gespürt hat: ‚es kommt mir vertraut vor… .’. Vielleicht, weil er schon in einem anderen Zentrum gewesen ist mit einer ähnlichen Atmosphäre. Ich kann mich erinnern, als ich zum ersten Mal in ein Yogazentrum gekommen bin. Ich habe mich gleich zuhause gefühlt.

Auf der einen Ebene seid ihr räumlich noch nicht hier gewesen, aber, beim spirituellen Weg kommt ihr eigentlich zu etwas an, was ihr jetzt schon seid. Das ist eines der Paradoxien des spirituellen Weges. Der Weg heißt das zu werden, was man jetzt schon ist.

So könnte man die Weg-Analogie eigentlich ‚ab absurdum’ führen. Ich könnte zum Beispiel fragen: „Was müsste ich jetzt machen um auf der Bühne zu sein?“ Antwort: „Nichts! Ich sitze auf der Bühne.“ „Was muss ich machen, um ein gelbes Hemd zu tragen?“ – „Nichts! Ich habe ein gelbes Hemd an.“ – „Was muss ich machen um die unsterbliche Seele zu sein?“ – „Nichts! Ich bin die unsterbliche Seele.“ – und zwar jetzt! Das ist ein guter Trost von Anfang an. Wir können eigentlich nichts falsch machen. Auch wenn ich gesagt habe, man kann Umwege und Abwege machen; aber –  wir können niemals die unsterbliche Seele verlieren! Wir können uns selbst nicht verlieren. Wir sind! Und von daher können wir vom höheren Standpunkt aus nichts Falsches machen. Es gibt vom höheren Standpunkt nicht die Gefahr, das wir zu langsam sind oder dass wir irgendwelche Fehler machen, die nicht behebbar sind. Wir sind immer das unsterbliche Selbst.

Auf einer anderen Ebene stimmt die Weganalogie natürlich trotzdem. Auch wenn ich das unsterbliche Selbst bin, es nutzt mir wenig, wenn ich es nicht weiß. Und selbst, wenn ich es intellektuell weiß, nutzt es mir wenig, wenn ich es nicht wirklich verwirklicht habe.

 

Angenommen, ich würde jetzt irgendwo eine Genanalyse bekommen und es sagt jemand: „Das ist ja faszinierend, du hast die genetische Ausstattung eines Klarinettenspielers.“ Die war dann immer schon da – vorausgesetzt, es gäbe ein Gen, das einen prädestinieren würde zum Klarinettespieler. Das hatte ich immer schon. Auch wenn ich jetzt erfahre, ich habe das Gen eines Klarinettenspielers – was nutzt mir das? –  Wenig! Selbst wenn ich das Gen habe, dann habe ich bloß die Veranlagung. Das nutzt nur was, wenn ich tatsächlich spiele und es verwirkliche. Ich kann mir dann zwar eine Bestätigung schreiben lassen: „Hiermit bestätige ich, dass Sukadev die Veranlagung eines Klarinettenspielers hat.“ Aber weder ich noch andere haben was davon.

Ich will noch ein anderes Beispiel geben, das manche schon kennen mögen. Es steht in meinem Buch „Yogageschichten“ und manche haben Seminare besucht auf welchen es oft gebraucht wird. Es war eine der Lieblingsgeschichten von Swami Vishnu, weshalb er sie oft erzählt hat. Wie er halte auch ich sie für ganz besonders wichtig. Ein Teil aus der Geschichte ist schon bei Swami Sivananda, Swami Vivekananda (einem der Meister, die im 19. Jahrhundert die Renaissance des Yoga eingeleitet haben) und auch bei Swami Vishnu zu einem geflügeltes Wort geworden. Es ist die Geschichte von den Schafen und dem Löwen…

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Wichtige Stufen auf dem spirituellen Weg

Es ist nichts, was man sich vorstellen kann. Es heißt nicht, dass man dann ins Nichts kommt, sondern, es ist nichts, was man sich vorstellen kann. Es ist sun jata, leer von allen Vorstellungen. Yogis nennen es eher Purna, es ist die Fülle selbst. Es ist ‚Brahman’, die Erfahrung des Absoluten. Wir hören es und; vielleicht spricht es uns irgendwie an. Vielleicht gibt es auch einige, die spricht das Thema zunächst nicht an. Da werde ich später noch näher drauf eingehen. Es ist auf jeden Fall etwas, von dem es heißt: da ist ein Ziel, da gehen wir hin und, wenn es ein Ziel gibt, gibt es auch einen Weg.

Man kann beschrieben bekommen, da sind die Stationen des Weges; dort sich Zeichen, dass man auf der nächsten Station angekommen ist; das sind Zeichen von Irrwegen, bzw. das ist das Zeichen, dass man sich verirrt hat und, wenn man sich verirrt hat, kommt man ‚so’ wieder zurück auf den Weg.

So wie letztlich das Navigationssystem. Ich muss zugeben, ich bin erst einmal in meinem Leben mit einem Navigationssystem gefahren, als mein Vater mich mal mitgenommen hat. Ich kann mich erinnern, da war so eine Frauenstimme, die hat gesagt: „… in 700 Metern rechts abfahren!“, „… in 100 Metern rechts abfahren!“, „… jetzt rechts abfahren!“, „… jetzt rechts abfahren!“ Trotzdem hat mein Vater irgendwann die Kurve nicht gekriegt und ich habe mir gedacht: „Was macht die jetzt, die in diesem Apparat?“.  Es hat sie gar nicht gestört. Irgendwie hat man etwas auf dem Display gesehen und dann stand da 2,2 km geradeaus fahren. „… in 500 Metern rechts abfahren!“; „… in 100 Metern rechts abfahren!“ Sie ist nicht ärgerlich geworden, war nicht verloren, hat nur gesagt: „… jetzt rechts abfahren!“ Also, das Navigationssystem hat festgestellt: „Es ist nicht richtig.“; aber – das macht ja nichts! Wir können uns verfahren. Wir müssen nur den Weg wiederfinden, so, wie der ein oder andere sich auf dem Weg ins Zentrum verfährt; aber – es macht ja nichts! Entweder das Navigationssystem hilf oder ein netter Dorfbewohner oder, wir rufen mit dem Handy an.

Ganz früher, als wir das Haus eröffnet haben, haben wir erst nicht hingeschrieben „nicht Dierdorf abfahren.“ Und „nicht Neuwied/Altenkirchen abfahren“. An den Anreisetagen, habe ich dann immer im Büro gesessen und Anrufe entgegen genommen und habe die Leute aus Puderbach und aus den verschiedensten Dörfern hierher gelotst.

Wenn wir also das Ziel haben, können wir auch  immer wieder zurück kommen. Aber es ist hilfreich, rechtzeitig zu wissen, ob wir vom Weg abgekommen sind. Deshalb sagte ich auch, es ist nicht immer ganz korrekt zu sagen der Weg ist das Ziel. Das ist so ähnlich, als hättet ihr gesagt: „Ich setze mich ins Auto und ich schaue mal wie ich dort ins Haus hinein komme..“; „ Ich fühle in mein Herz hinein und irgendwie werde ich dort schon ankommen.“ Es wäre unwahrscheinlich anzukommen. Nicht unmöglich. Ich hatte irgendwann mal eine Teilnehmerin in einem Seminar hier, da habe ich so am Anfang gefragt: „ Wie habt ihr von uns gehört?“ und sie hat gesagt: „ Eigentlich gar nicht.“, sie ist am Morgen so ins Auto gestiegen und hat nicht so genau gewusst, was sie macht und ist einfach losgefahren und irgendwo kam sie an dem Schild „Haus Yoga-Vidya“ vorbei und hat gedacht: „Das klingt ganz exotisch… , mal was anderes…“ Ist dann unten angekommen, hat die Broschüre angesehen und ist gleich fürs Wochenende geblieben. – Passiert aber selten. –

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.