Wer bin ich? das ist eine Frage, die in Psychologie, Religion, Hirnwissenschaft, Philosophie immer wieder gestellt wird. Wie findet man das heraus? Du kannst über dich nachdenken. Aber dann bleibt die Frage: Wer denkt nach? Wer ist dieses ich, welches herausfinden will: Wer bin ich? Also: Die frage nach dem ich, nach dem wer, nach dem wer bin ich, ist gar nicht so einfach wie sich das anhört. Frag erkenn dein Selbst und sei frei – das ist einer der vielen Aussprüche von Swami Sivananda. Es gibt einen schönen Artikel im Yoga Wiki zu dieser Frage. Schau doch mal nach: Im Artikel: Wer bin ich?
Schlagwort: Jnana Yoga
Sadhana – spirituelle Praktiken
Auf der Vicharana-Ebene gilt es also, den spirituellen Weg zu gehen, es gilt, Sadhana zu üben, regelmäßig spirituelle Praktiken zu üben, es gilt, alles, was uns wichtig ist, irgendwie auch zu spiritualisieren, auch eine gewisse Verhaftungslosigkeit zu haben – wir haben über sattwige Bedürfnisbefriedigung gesprochen – dazu gehört aber auch eine Verhaftungslosigkeit.
Es gibt auch Menschen, die sind dann zu verhaftet. Das und das brauche ich zu essen, und wehe, da ist mal etwas anderes dabei. Es gibt natürlich bestimmte Dinge, da bin ich konsequent. Wenn es also Fleisch, Alkohol, Zigaretten, Kokain ist – das kommt nicht über meine Lippen. Womit ich nicht sagen will, dass das alles gleich ist. Also ich will jetzt keinen Raucher einem Kokainsüchtigen gleich setzen. Aber das sind so Dinge, die nicht über meine Lippen kommen würden – wenn es mir nicht gewaltsam verabreicht würde. Aber ansonsten – ich weiß, was mir gut tut, was mir gut schmeckt, und ich weiß auch, was gesund für mich ist. Aber angenommen, ich werde mal eingeladen von meiner Tante, und dann hat sie doch vergessen, dass ich keine Zwiebeln essen, dann esse ich halt auch den Salat mit Zwiebeln. Oder angenommen, sie kocht mit viel Liebe und Hingabe, und nachher schmeckt es mir nicht so ganz – dann werde ich zwar nicht sagen, wie toll es ist, aber ich werde es essen. Das ist auch ok. Letztlich die Liebe ist es, was es ausmacht. Und genauso auch, wenn ihr feststellt, was ihr braucht zu eurem Wohnen, ist es auch gut, auf ein bisschen mal zu verzichten. Z.B. im Haus Yoga Vidya im 11-Bett-Zimmer. Ihr wisst, welche Matratze ihr genau braucht, welche Temperatur es genau braucht, usw. Man sollte an diese Kleinigkeiten nicht verhaftet sein.
Es ist gut, zu wissen, was man braucht, um gesund zu sein und was auch zum spirituellen Weg hilfreich ist, aber manchmal hilft es, zu verzichten, sei es zum Wohl anderer oder einfach nur, um zu sagen, ich will auch davon nicht abhängig sein. Da kann man sich mal vornehmen, ein paar Tage keine Süßigkeiten zu essen, oder sich nur kalt zu duschen, oder mal auf dem Boden zu schlafen, natürlich nur dann, wenn man nicht unter Rückenbeschwerden oder Arthritis leidet – man soll sich nicht quälen, sondern unter dem Gesichtspunkt: Ich habe zwar heraus gekriegt, was ich so brauche, aber ich werde davon kein Sklave werden. Das gibt dann Freiheit.
Eine Gefahr auf Vicharana ist, wenn wir uns dort zu gemütlich einrichten und dann aus Yoga so eine Art yogischen Lebensstil machen, an den wir dann zu sehr verhaftet sind. Und da gilt es, dass wir ab und zu mal auf Dinge verzichten, die wir denken, dass sie unabdingbar sind.
Wenn wir all das beachten, dann kommen wir irgendwann auf die nächste der Bhumikas, Tanumanasa.
Wie hieß noch mal die erste? – Subecha.
Sagt mal alle zusammen: Subecha.
Nicht dass ich nächste Woche Beschwerden bekomme, angeblich habt ihr das ganze Wochenende viel über die Bhumikas gesprochen, aber keiner weiß, wie sie heißen.
Wie heißen die vier Eigenschaften, die auf Subecha erwachen: Vairagya, Viveka, Mumukshutwa, Shatsampat.
Nochmal zusammen (wir sagen es jeweils zwei Mal): Vairagya, Viveka, Mumukshutwa, Shatsampat.
Das wäre jetzt der richtige indische Unterrichtsstil: laut wiederholen.
Und wie heißen die vier Purushartas? – Kama, Artha, Dharma, Moksha (auch jeweils 2 Mal wiederholen)
Die erste Bhumika war also: Subecha.
Wie hieß die zweite? – Vicharana. Vermutlich wisst ihr jetzt viel über Vicharana, aber den Namen noch nicht. Ist ja auch wichtiger, dass ihr wisst, worum es geht, als den Namen. Aber an dem Namen kann man es dann irgendwie einordnen. abspeichern und festhalten.
– Fortsetzung folgt –
Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.
Das Ewige und Vergängliche
Einige kommen dann dazu, dass Viveka erwacht. (Viveka: die Unterscheidungskraft) Es gibt verschiedenen Formen der Unterscheidungskraft. Eine Unterscheidungskraft ist die Unterscheidungskraft zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichem. Dazu muss man natürlich der Überzeugung sein, dass es etwas Ewiges gibt. Denn alles, was wir sehen ist vergänglich. Alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende. Aber, Vairagya heißt, dass wir die Überzeugung gefunden haben, es muss auch etwas Ewiges geben. Die Unterscheidung zwischen dem, was Vergnügen ist und vergänglicher Freude und dem, was uns dauerhaftes Glück beschert. Auch die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem nicht Selbst. Die Absolventen der Zwei-Jahres-Ausbildung werden über all diese Aspekte noch sehr viel mehr hören, weil es wichtige Dinge des Jnana –Yoga sind und des Vedanta sind. Erwachte Viveka heißt hier, man hat die Überzeugung gewonnen, es gibt etwas Höheres und es wäre es wert dem nachzugehen. Vairagya ist etwas Emotionelles, Viveka ist etwas Verstandesmäßiges. Also Vairagya vom Herzen her: normales Leben macht einen nicht glücklich und das liegt nicht daran, dass Menschen nicht freundlich genug sind, sondern es fehlt irgendetwas. Beides zusammen verhilft zu Gelassenheit…
Manchmal kommen Menschen natürlich auch dorthin über eine Krankheit. Manche über einen beruflichen Misserfolg. Alles in die Firma rein gesteckt … pleite! Was ist der Sinn des Lebens? Oder, die Frau hat einen verlassen. Wenn es so ist, wie kann es weiter gehen. Manchmal ist es aber umgekehrt. Beruflicher Erfolg, eine bestmögliche Familie, die Kinder sind alle toll, die Wohnung ist gut, die Gesundheit ist gut und dann kommt die Frage: Warum fehlt mir trotzdem etwas? Also, Vairagya, Viveka, dann schauen: ja, es muss etwas Höheres geben. Man ist vielleicht über Bücher dazu gekommen, vielleicht sogar über eine Erfahrung. Wenn aus heiterem Himmel eine Bewusstseinserfahrung einen getroffen hat oder man hat Yoga geübt hauptsächlich gegen Stress und dann macht man die Tiefenentspannung und macht eine Erfahrung von Liebe, Wonne, Erweiterung, Erhabenheit, Leichtigkeit. Man sagt sich, ja, es muss etwas Höheres geben. Dem will ich nachstreben, beginnendes Viveka.
Wenn Viveka da ist kann es auch andere Manifestationen von Subecha geben. Zum einen die Bücherleser, die alles Mögliche suchen, zum anderen diejenigen, die alles Mögliche ausprobieren. Es muss was Höheres geben. Jetzt will ich mal ausprobieren, was es alles gibt. Da gibt es einige, die relativ lange auf Subecha verharren, andere, die lange einfach nur lesen und denken: Ja es wäre gut, wenn man der Suche folgt. … aber irgendwie … sie packen es nicht. Wieder andere, die mal ein Wochenende Tai-Chi machen, dann mal fünf Wochen lang Hatha Yoga, dann mal so eine Meditation machen, dann mal ein Buch über Selbstfindung, dann mal ins Kloster gehen. Dann mal mit dem örtlichen Pfarrer sprechen. Vielleicht von all denen die unwahrscheinlichste Möglichkeit. Obgleich man nicht vergessen sollte, dass Pfarrer ja auch auf dem spirituellen Weg sind und als Seelsorger wollen sie den Menschen helfen, dorthin zu kommen. So ist es, all das wird ausprobiert.
Man kann sagen, in Vairagya weiß man, der Sumpf in dem man steckt, ist auf die Dauer nicht gut. Oder aber, das wunderschöne Leben im Tal reicht nicht aus. Man will auch mal auf den Berg gehen. Es reicht nicht aus… . Bei Viveka weiß man, es gibt irgendwo einen Berg, aber dann muss man ihn auch besteigen. Solange man sich auf Subecha befindet, guckt man sich den Berg an, liest alle Reisebeschreibungen, nimmt vielleicht noch ein Fernglas und vielleicht geht man mal hundert Meter hoch, um sich dann wieder unten auszuruhen. Dann wisst ihr, wie Vicharana weitergeht, in Vicharana begibt man sich tatsächlich auf den Weg.
– Fortsetzung folgt –
Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.
Die erste Stufe „Subecha“ auf dem spirituellen Weg
Anschließend erklärte Vishwamitra noch, was Subecha genau ist. Die erste Stufe der spirituellen Evolution gekennzeichnet durch vier Hauptkriterien, die ich nachher noch erwähnen werden .
Die Weise, wie Rama wieder glücklich werden wird ist, indem er auf dem spirituellen Weg voranschreitet. Wenn er die Stufen geht, wenn er Vicharana geht. Schon auf Vicharana wird er wieder Sinn im Leben sehen. Hat er vorher den Sinn im Leben eher im Erfüllen von Sinnesvergnügen gesehen,
a) im Erreichen von Reichtum, Wohlstand, Ansehen, Ruhm, … , Artha
b) Dharma, seine Pflicht zu erfüllen und etwas zum Wohl anderer zu erreichen, seine Talente zu entfalten, .. .
So ist jetzt in ihm der Wunsch nach Moksha, nach Befreiung stark geworden. Da er das aber nicht kannte, ist er jetzt in Verzweiflung. Sobald er sehen wird, dass Moksha, der Wunsch nach Moksha etwas Wertvolles ist und dass man etwas tun kann, um zur Befreiung zu kommen, hat er die zweite Bhumika erreicht. Anschließend muss er noch weitere Bhumikas erreichen bis zur höchsten Verwirklichung.
Natürlich hat der Dasharatha erst einmal Angst bekommen, denn sein Sohn sollte ja König werden. Er sollte jetzt nicht einfach nur weltfremd meditieren. Vishwamitra erklärte ihm: die Art, wie spirituelle Aspiranten zur höchsten Verwirklichung kommen ist durch Transformation des täglichen Lebens. Leben in Beruf und Familie und dabei spirituelle Praktiken ausführen. Einen anderen Blickwinkel auf das Leben zu haben und immer wieder fragen: wer bin ich? und sich immer wieder des Göttlichen in allem bewusst zu werden. Daraufhin sagt Vishwamitra: “ Ich selbst bin nicht der Lehrer, der Rama lehren wird, sondern dafür gibt es Vasishtha. Er ist der ideale Lehrer für Rama.“
Hier geht die Yoga-Vasishtha weiter. Der Vasishtha lehrt Rama weiter in mehreren Lehrgesprächen und da Vasishtha ein so großer Heiliger war, der selten öffentlich sprach, kam der ganze Königshof abends immer zusammen, um sich die Abhandlungen von Vasishtha anzuhören. Das wurde mitgeschrieben und daraus entstand die Yoga-Vasishtha.
Yoga-Vasishtha gilt insgesamt als eine Schrift des Jnana Yoga, des Yogas des Wissens, aber auch eine Schrift, wie man das Leben im Alltag transformiert. Yoga Vasishtha versucht eine spielerische Einstellung zum Leben zu vermitteln. Für die, die sich hierfür interessieren, möchte ich erwähnen, es gibt die deutsche abgekürzte Ausgabe der Yoga-Vasishtha, die es früher mal gab leider nicht mehr. In Englisch kann man sie noch bekommen. Es gibt indische Buchhändler, die nach Deutschland versenden. Im Internet findet man Auszüge aus der Yoga-Vasishtha zum Download. Vielleicht gibt es sogar bei Amazon irgendeine Ausgaben. Heutzutage haben wir es leichter solche Schriften zu finden.
– Fortsetzung folgt –
Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.
Mehr zum Thema Angst auch im Yoga Psychologie Portal, unter dem Stichwort Angst . Im gleichen Portal findest du auch viele Hinweise zu Yoga bei Depression.