Die persönliche Ausstrahlung eines Meisters und unser eigenes Herz ist nicht das einzige Kriterium. Das will ich Euch hier ganz klar ans Herz legen. Angenommen, ihr geht mal zu einem Vortrag von einem der neuen oder alten Meister, die entlang kommen und dort merkt ihr zwar, ja, der ist irgendwo ein bisschen fanatisch, außerdem habe ich etwas gelesen, die die dort waren haben etwas erzählt, was da nicht so gut war in seiner Gemeinschaft, aber – wenn der spricht, dann öffnet sich mein Herz und ich bin so verbunden. Er versteht die Abgründe meiner Seele und wenn ich meditiere, dann bin ich solcher Wonne wie nie zuvor. Was solltet ihr bei dieser Kombination machen? – Rennen…! Es gibt Menschen, die haben eine hypnotische Ausstrahlung auf andere. Extremfall war Hitler. Für viele war Hitler der Messias gewesen. Ich hatte vor über 20 Jahren mal einen Fernsehfilm gesehen, wo Leute interviewt wurden, die zugegeben haben, Hitler verehrt zu haben. Die meisten haben ihn ja weder verehrt noch gewählt. Also wenn ihr Eure Eltern oder Großeltern fragt oder gefragt habt, keiner hat ihn gewählt. 43 % haben Hitler in freien und geheimen Wahlen gewählt und 10 % seine Koalitionspartner. Also es waren über die Hälfte, die ihn gewählt haben. Und sehr wahrscheinlich 1936, wenn nochmals eine Umfrage oder Wahl gemacht worden wäre, hätte er sie wahrscheinlich mit 80 % gewonnen, geht man heute davon aus. Und eine Frau hat in diesem Film gesagt, sie hat ein Bild von ihm in ihrer Wohnung gehabt, da hätte sie Kerzen davor angezündet und es seien Wunder passiert, wenn sie zu Hitler gebetet hätte. Und einer, der war Kommunist gewesen, und Anfang der 1930er Jahre gab es ja die wildesten Wahlkämpfe – wenn man heute davon spricht, dass unsere Jugend gewalttätig wird, dann frage ich mich, wann war sie denn weniger gewalttätig? Vielleicht unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg. Aber sicherlich nicht vor dem 2. Weltkrieg, sicher nicht während des 2. Weltkriegs, sicher nicht in der Nazidiktatur, sicher nicht Anfang der 30er Jahre, sicher nicht davor. Also der ist da reingekommen eigentlich, um die Naziveranstaltung zu stören, mit allen möglichen Wurfgeschossen bewaffnet. Aber so wie Hitler reingekommen wäre, hätte er sofort gespürt: Er ist der Retter. Alles, was er dann so erzählt hätte, sei ihm zwar furchtbar gegen den Strich gegangen, es sei gegen alles, woran er bisher geglaubt hatte, und ihm nachhinein würde er sagen, es war nur ein furchtbares Geschrei, aber sein Herz hat ihm gesagt: Er ist der Retter.
Oder ich erzähle Euch noch eine andere Geschichte. Es ist 25 Jahre her, da gab es so einen neuen Guru – Anfang der 1980er Jahre sind ziemlich viele indische Gurus so durch Deutschland gereist –das sind heute weniger geworden. Dieser eine Guru, – ich habe gerade angefangen, zu unterrichten und in dem Yogazentrum gab es einige, die dahin gegangen sind und einer halt erzählt: Also er nach dem Vortrag zum persönlichen Interview hin gegangen ist, da wusste der alles über ihn, hat ihm gesagt: Das und das ist Dein Mantra, dein bisheriger Guru ist der Swami Vishnu usw., aber das, was der Swami Vishnu lehrt, das ist veraltete Spiritualität, ich werde Dir jetzt die Wirbelsäule reinigen und die Sushumna und die Chakras öffnen und die Kundalini erwecken. Musst halt am nächsten Tag kommen und 500 Mark bezahlen. Das hat er auch gemacht und eben am nächsten Tag geschwärmt, wie toll das war, und wie tief die Meditation und die Erfahrungen. 5 Jahre hat er vorher praktiziert und eine solche Tiefe noch nie erreicht. Nachher gab es dann einen richtigen Skandal. Ein Schweizer Bankkonto dieses Meisters ist aufgeflogen, außerdem kam heraus, dass er mehr als ein Dutzend weibliche Geliebte hatte, denen es überhaupt nicht gut ging dabei. Und der Eine hat dann auch nach ein paar Monaten festgestellt, dass war zwar mal eine schöne High-Erfahrung gewesen, aber der Alltag ging weiter und heilig war er nicht geworden.
Ich erzähle Euch diese Geschichten, um Euch zu warnen.
Wenn ihr aber bei einem Meister seid, wo Euer Herz sich öffnet. Und ihr merkt, was er sagt, widerspricht nicht den Schriften, er spricht auch nicht negativ über alle anderen Meister, sondern eher mit Respekt und Hochachtung, er scheint einen ethisch guten Lebenswandel zu führen, und die engeren Schüler von ihm, bemühen sich auch darum, es gibt keine Geheimniskrämerei, es gibt keine allzu großen Unterschiede zwischen ihm und seinen Schülern, gut, ein bisschen Unterschied wird es geben, und er sagt, dass er nicht besser ist als alle anderen, sondern alle können es erreichen – wenn dann noch das Herz dabei ist, dann schätzt Euch glücklich und seid dankbar.
Also, Unterscheidungskraft und Herz sind die 2 Dinge, die wichtig sind.
– Fortsetzung folgt –
Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.