Spirituelle Flitterwochen

Im Größeren ist Subecha-Vicharana-Tanumanasa eben auch der spirituelle Dreischritt: Sehnsucht erwacht, Subecha – wir praktizieren, Vicharana – und wir finden eine wunderschöne Erfahrung und Geborgenheit, Tanumanasa.

Es gibt etwas, das nennt sich „Spirituelle Flitterwochen“ – mindestens hat der Swami Vishnu das so als spiritual honeymoon bezeichnet. Nicht alle haben das, aber viele. Und der eine oder andere von Euch steckt jetzt vielleicht gerade drin, und andere werden das vielleicht die nächsten Monate irgendwann mal erfahren. Manche kennen das vielleicht von früher – einige sehen jetzt etwas sehnsuchtsvoll aus und wissen, worauf ich mich beziehe. Es gibt Menschen, die relativ zügig, nach dem beginn des spirituellen Weges, manchmal sogar, ohne einen spirituellen Weg bewusst gegangen zu sein, in Tanumanasa hineinfallen. Das heißt, sie fühlen eine große Liebe zu anderen Menschen, zu Gott, zur Natur. Sie fühlen sich erfüllt. Wenn sie sich hinsetzen, kommt diese tiefe innere Befriedigung in der Meditation. Wenn andere sie kritisieren, macht ihnen das wenig aus. Sie haben die innere Intuition, was richtig ist. Sie haben das Gefühl, fast hellsichtig zu sein, weil sie andere Menschen verstehen, und ihnen genau das Richtige sagen können. Stärker oder weniger stark haben Menschen mal eine vorübergehende Tanumanasa-Phase, die spirituellen Flitterwochen.

Und dann ist die irgendwann auch vorbei. Und dann ist es wichtig, dass ihr versteht, dass es vielen Menschen so geht und dass ihr nicht notwendigerweise etwas falsch gemacht haben müsst. Das ist wie eine große Gnadenerfahrung. Ihr habt mal erfahren, wie es sein wird in der Zukunft, wenn ihr mal ausreichend Vicharana gegangen seid. Man kann sagen, Gott oder das Schicksal oder das höhere Selbst hat einem so ein bisschen das Lebensgefühl der Zukunft gezeigt, um einem den Geschmack daran zu zeigen. Und dann ist es eben auch wichtig, dass man auch daran arbeitet, und nicht dann in eine Depression versinkt. Das geschieht auch manchmal, das habe ich schon öfter erlebt. Menschen, die im spirituellen Himmel waren und danach in die Hölle abgesunken sind. Wenn man mal diese Schönheit gekostet hat, dann erscheint einem das andere vielleicht erst mal schal und fad, und man muss wieder lernen, dass es auch ein schönes Lebensgefühl ist, wenn man nicht mehr mit diesem euphorischen Lebensgefühl durch die Welt geht. Und dass der Alltag mit seinen Schwierigkeiten auch seinen Reiz hat. Daran kann und sollte man sich erinnern.

Auf Tanumanasa gibt es eine Gefahr, eigentlich zwei Gefahren.

Die eine Gefahr ist, dass man sich damit identifiziert und sich darauf etwas einbildet. Die zweite Gefahr ist, dass man denkt, man hat das höchste Ziel erreicht.

Tanumanasa ist eigentlich schon ein sehr hohes spirituelles Stadium. Wer dauerhaft auf Tanumanasa verankert ist, ist ein spiritueller Meister, eine Meisterin. Und man kann eben denken, das war’s schon. In der Meditation hat man Visionen, man fühlt sich in der Nähe Gottes. Aber damit ist es nicht getan. Es geht noch weiter. Das ist manchmal das Problem, wenn jemand so von selbst in Tanumanasa hinein schliddert und dann nicht versteht, dass das noch nicht das höchste Ziel ist.

Und die zweite Gefahr ist, man bildet sich etwas darauf ein, dass man besser ist als andere. Es geht einem ja auch besser als anderen. Man ist ein liebevollerer Mensch, ein verständnisvollerer Menschen, und zu meditieren – es ist nicht eine Frage, dass man sich überwinden muss, zu meditieren, sondern es geht alles relativ einfach. Und Menschen in beginnendem Tanumanasa sagen dann, ja, was erzählen die anderen dort alle so. Oder wenn sie dann Lehrer sind, ich bin der Größte.

Also auf Tanumanasa ist die Aufgabe, demütig zu sein, zu wissen, alle sind das unsterbliche Selbst, jetzt momentan mag sich dieses Selbst durch mich hindurch so manifestieren, ich weiß nicht, ob es weiterhin so ist – man kann nämlich da jederzeit wieder runter fallen – und ich weiß nicht, ob der, der jetzt in Schwierigkeiten ist, vielleicht, wenn diese Schwierigkeit überwunden ist, die nächsten Schritte um so schneller macht. Also, demütig dabei sein und weiter praktizieren, sowohl mit Intensität praktizieren, liebevoll mit anderen Menschen umgehen, tolerant sein, mit Verständnis, und Beten um weitere Entwicklung.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Lehren eines spirituellen Lehrers

Gut, dann gibt es Meister wie Swami Vivekananda und Swami Vishnu-devananda, die in recht jungen Jahren ihren Lehrer gefunden haben und zeitlebens diesem Lehrer gefolgt sind. Swami Vishnu hat mit 17 den Swami Sivananda kennen gelernt und bis zu seinem physischen Tod war immer er sein Meister, den er immer verehrt hatte, dem er gedient hatte, bei dem er ja auch 12 Jahre gelebt und gedient hat, und in dessen Namen er ja immer unterrichtet hatte.

Ebenso Swami Vivekananda – als Student traf er Ramakrishna und blieb dann eine Weile bei ihm und bis zu seinem physischen Tod hat er sich immer als Schüler von Ramakrishna gefühlt.

Swami Vishnu hatte allerdings parallel zu Swami Sivananda auch einzelne Lehrer, von denen er einiges gelernt hat. Swami Sivananda war keiner, der Yogastunden oder Pranayama gegeben hat – gut, Anfang der 40er Jahre soll er auch mal Yogastunden gegeben haben, aber Swami Vishnu kam erst Ende der 40er Jahre zu ihm. Sivananda hat Satsangs geleitet, Kurzvorträge gegeben, Bücher geschrieben und kurze Anweisungen gegeben. Er hat dann mehr gesagt, jeden Tag 1 Stunde Asanas und Pranayama, aber nicht genau, was. So hatte dann Swami Vishnu andere Lehrer, die ihm die Asanas und Pranayama noch genauer beigebracht hatten. Das waren zum Teil ältere Schüler von Swami Sivananda, aber auch noch ein anderer Hatha Yogi, von dem er besonders die Pranayama-Techniken gelernt hat.

Also, das nur einige Beispiele.

Also Antwort auf die Frage „Braucht man einen Lehrer“ – nicht unbedingt, aber es ist hilfreich.

 

Und auf die Frage: sollte man bei einem Lehrer bleiben – so lange man von einem Lehrer gut inspiriert ist (und keinen besseren gefunden hat….) dann ist es gut, bei einem zu bleiben. Nur wenn man Lehrer wechselt, das sollte man nicht leichtfertig machen. Vor allem sollte man vom Guru-Hopping Abstand nehmen. Das ist so ein amerikanischer Ausdruck: Guru Hopping – man geht von einem Lehrer zum nächsten, dabei ist man nur auf Subecha zurück geworfen. Immer dann, wenn’s ans Eingemachte geht oder man mit seinen Schattenseiten konfrontiert wird, oder man doch feststellt, die anfänglichen Hoffnungen erfüllen sich nicht im nächsten halben Jahr, rennt man schnell zu jemand anders und geht nirgendswo tief. Also, dort ist es gut, mindestens eine Weile bei etwas zu bleiben und dort auch eine Weile zu praktizeren.

Manche Menschen, die hier Seminare besuchen oder YogalehrerAusbildung machen, sagen auch: Ich habe eigentlich schon meinen Lehrer, ist das ok. Antwort: Von unserer Seite aus ist es ok, aber Du müsstest Deinen Lehrer fragen, ob es für ihn auch ok ist. Es kann auch sein, dass jemand eine Herzensverbindung hat zu einem Lehrer, der lehrt aber nicht so ganz systematisch. Oder sitzt letztlich in Indien, umgeben von Tausenden von Schülern, eine systematische Schulung bekommt man nicht, die innere Verbindung ist da, da ist letztlich eine Yogalehrer-Ausbildung etwas, wie man den klassischenYoga sehr systematisch kennen lernt und eben auch lernt, wie man unterrichtet. Wir hatten auch schon Teilnehmer, die wurden sogar von ihrem Lehrer zu uns geschickt, weil sie sagen, das ist klassisches Yoga, eine klassische Ausbildung und die sind nicht fanatisch, da kannst Du hingehen, ohne dass Du eindoktriniert wirst, aber auch ohne dass Du verflachtenYoga vermittelt bekommst. Und das war sogar schon bei Swami Sivananda so, dass er Menschen im Ashram hatte, die anderen Meistern gefolgt sind, aber aus Platzgründen in dessen Ashram nicht aufgenommen werden konnte oder der zu weit weg gewohnt hat –zu Swami Sivanandas Zeiten waren die Reisezeiten in Indien noch länger als heute.

Die wichtigsten Fragen hoffe ich damit angesprochen zu haben.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.