Das Gute und das Angenehme

Der spirituelle Weg Teil 4

 

Das Gute und das AngenehmeIn diesem Vortrag geht es um sattwige, rajassige und tamasige Freuden. Die übereinstimmende Aussage vieler Meister verschiedenster Traditionen ist, dass unsere wahre Natur Freude, Liebe und Wonne ist. Nur, wie kommt man dahin, das wirklich zu erfahren und im täglichen Leben auszudrücken? Manchmal ist Disziplin angesagt, manchmal genießen. Manchmal muss man auf etwas verzichten. Doch, der spirituelle Weg soll auch Spaß machen. Manchmal muss man auf sein Herz hören, manchmal die Unterscheidungskraft nutzen. Denn wenn der Weg uns zur Freude führen will, kann das nicht nur über leiden gehen, aber auch nicht indem man einfach tut, was einem in den Sinn kommt. Dieser Satsang Vortrag möchte dir dafür helfen, die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Was auch immer richtig für dich heißen mag.

Ist es ein guter Morgen heute Morgen? Ein früher Morgen, aber auch ein guter Morgen. Wisst ihr, was der Unterschied ist zwischen einem guten Morgen und einem vergnüglichen Morgen? So ein vergnüglicher Morgen am Sonntag früh? Ausschlafen, Frühstück im Bett, Kaffee, Croissants,…  das ist vielleicht ein vergnüglicher Morgen. Daneben guter Morgen, viertel nach sechs aufstehen, vielleicht ein paar Pranajamas machen, meditieren, Mantras singen, Asanas, das ist ein guter Morgen. Ist der vergnüglich? Manchmal ja, manchmal nein.

Es gibt ein lateinisches Sprichwort das sagt: iucundum non semper bonum est. Die alten Lateiner unter euch wissen, das heißt, das Angenehme ist nicht immer gut. Und: Bonum non semper iucundum est. Das Gute ist nicht immer angenehm. Glücklicherweise ist aber das Angenehme manchmal gut und das Gute ist manchmal angenehm. Es ist nur wichtig zu wissen: nicht alles, was man so als angenehm empfindet ist das, was einem wirklich weiterhilft. In der Bhagavad Gita, in den letzten Kapiteln beschreibt Krishna sehr viel über sattwige, rajassige und tamasige Freuden.

In der Katha-Upanishad beschreibt ein Lehrer Namens Yama seinem Schüler namens Naciketas den Weg der Shreyas und den Weg der Preyas. Peya ist das Angenehme, Shreya ist das Gute. Yama sagt seinem Schüler: „In dieser Welt gibt es zwei Wege,“ und diese Wege zweigen sich immer wieder ab „den Weg des Angenehmen und den Weg des Guten.“. Das ist durchaus der griechischen Mythologie ähnlich. Herakles am Scheideweg. Ein griechischer Halbgott, Herakles, stand irgendwann mal an einem Scheideweg. Es kamen die Tugend und das Laster. Sie haben sich beide vorgestellt und gesagt: „Du kannst jetzt entweder den Weg der Tugend gehen oder den Weg des Lasters.“

Die Katha Upanishade ist da etwas verbindlicher. Sie sagt, nenne es nicht Tugend und Laster, sondern das Gute und das Angenehme. Das Gute und das Vergnügliche. Der Weg des Vergnüglichen ist eine große Straße mit großen Lichtern und großen Zeichen und geteerter, beleuchteter sechsspuriger Autobahn. Da fahren sie alle hin. Der Weg des Guten, das ist ein kleiner Trampelpfad an dem man die Abzweigung fast übersieht und der zwar durch schöne Natur geht ohne große Leuchten, wo jedoch nicht so viele hingehen. Von diesem Weg des Guten gibt es immer wieder Abzweigungen zurück auf den Weg des Angenehmen, zurück auf die Autobahn. Aber auch der Autobahnen gibt es immer wieder Abzweigungen dorthin.

 

Die Bhagavad Gita spricht eben von sattwiger, rajassiger und tamasiger Freude. Sie beschreibt die rajassige Freude als die Freuden, die am Anfang wie Nektar ist und nachher wie Gift. Eine rajassige Freude wäre zum Beispiel eine Tafel Schokolade zu essen. Das ist am Anfang wie Nektar und nachher, wenn das Theobromin unsere Serotonin-Ausschüttung gänzlich durcheinander gebracht hat, wenn nach dem Sugar High das Sugar Low kommt. Wenn man das lange genug gemacht hat und vielleicht der Leibesumfang zugeholt hat, dann ist es wie Gift.

Dann gibt es sattwige Freuden, die sind am Anfang wie Gift und nachher wie Nektar. Zum Beispiel: früh morgens aufstehen und meditieren ist für manche am Anfang wie Gift. Aber, wenn man das regelmäßig macht, ist es nachher wie Nektar. Das ist die sattwige Freude ersten Grades und das nennt man dann auch Disziplin. Auf dem spirituellen Weg ist es manchmal nötig Dinge zu tun, die nicht angenehm sind. Glücklicherweise gibt es dann die sattwige Freude zweiten Grades. Die ist Nektar am Anfang, Nektar in der Mitte und Nektar am Ende. Wer zum Beispiel regelmäßig meditiert hat irgendwann das tiefe Bedürfnis zu meditieren. Wenn man aufsteht freut man sich: „Aha, jetzt kann ich gleich meditieren.“, während man meditiert freut man sich: „Aha, jetzt kann ich meditieren“ und wenn man meditiert hat freut man sich: „Heute habe ich gut meditiert. Jetzt wird der Tag schön werden.“

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.